Der Schweizer Neel Jani entsteigt seinem Porsche mit der Nummer 2, den er in Le Mans – wie schon 2015 – auf die Pole Position pilotiert hat. Jani ist der erste Eidgenosse seit dem legendären Jo Siffert (1968), dem beim wichtigsten Langstreckenrennen der Welt eine Trainingsbestzeit gelungen ist.

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Frank-Steffen Walliser, der Leiter der Motorsportabteilung von Porsche, brach bei der Pressekonferenz in Tränen aus – noch vor dem Rennen. Es war ein peinlicher Moment für alle, den die Journalisten schließlich mit einem freundlichen Applaus quittierten.

Mit Walliser waren die Emotionen durchgegangen, und er fand die Fassung in diesen Minuten nicht wieder. Dabei startet Porsche mit seinen zwei Teams aus der ersten Reihe: Platz ein und zwei in der Startaufstellung für die Hybrid-Prototypen, vor den beiden Toyotas, dahinter die beiden Audis. Porsche hat in Le Mans immerhin einen Doppelsieg aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen, das wird nicht einfach, die Toyotas sind schnell, und Audi ist immer für Spitzenplätze gut.

Im Cockpit mit Neel Jani bei seiner Rekordrunde in Le Mans 2015.
Oscar Garcia

Was Walliser aber so beschäftigt, sind die Geschehnisse auf den hinteren Rängen, wo in der GT-Klasse etliche "kleine" Porsches, die 911er RSR, am Start sind. Und dort fahren ihnen – zumindest in der Qualifikation – die Fords und die Ferraris um die Ohren. Auch wenn man sich nicht direkt mit dem Fort GT – vier Werksteams sind am Start – messen will, der Ferrari 488 GTE müsste zu biegen sein. Ist er aber nicht. Im Schnitt ist der Ferrari auf der 13,629 Kilometer langen Strecke um vier Sekunden schneller. Walliser, als er noch sprechen konnte, schob das auf die technischen Vorgaben des Veranstalters, die Ferrari bevorzugen würden.

Perfekt auf der Bremse

Der Österreicher Richard Lietz startet im Porsche des Dempsey-Proton Racing Teams , im Qualifying lag sein Wagen ganze elf Plätze hinter dem schnellsten Ferrari, vor ihm nicht nur alle Fords, sondern auch ein Aston Martin. Lietz zeigte sich im Gespräch mit dem STANDARD ratlos. "Eigentlich sind wir hier chancenlos", sagt er, der Le Mans in seiner Klasse schon einmal gewonnen hat. "Der 911er ist perfekt auf der Bremse", sagt er, "auch die Reifen passen, aber beim Speed haperts". Natürlich wird er alles geben, er fährt auf Sieg, sagt er lachend, die Startaufstellung sagt etwas anderes. 45. Position, zwölfter in seiner Klasse.

Brad Pitt am Start

Insgesamt sind heuer 60 Autos mit jeweils drei Fahrern am Start, am Samstag um 15 Uhr wird Prad Pitt, bekannt aus dem Kino, die Startflagge schwingen, 24 Stunden später gibt es in Le Mans die Zieleinfahrt. Das Wetter ist sehr wechselhaft mit hoher Regenwahrscheinlichkeit angesagt. "das kann uns helfen, wenn wir die richtige Strategie haben", sagt Lietz, "es kann aber auch ordentlich schief gehen". (Michael Völker, 17.6.2016)