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Evan Williams: Nicht sehr bekannt, doch eine Schlüsselfigur des Silicon Valley

Foto: AP/Sakuma

Ev Williams ist keine Berühmtheit. Was den Wiedererkennungswert von Williams' Namen und Aussehen angeht, spielt er definitiv nicht in einer Liga mit Mark Zuckerberg, Larry Page, Steve Jobs oder gar Bill Gates. Das ist durchaus erstaunlich: Denn Williams war an Erfindungen beteiligt, die die IT-Branche genauso geprägt haben wie Facebook und iPhones. Wenn auch auf andere Art und Weise – weshalb in The Atlantic unlängst als den "Forrest Gump" der IT-Branche bezeichnet hat.

Blogger erfunden

Williams wuchs im US-Bundesstaat Nebraska auf. Der heute 44 Jahre alte Sohn eines Farmers begeisterte sich früh für Technik und zog als junger Erwachsener nach Kalifornien. Dort arbeitete er im legendären Verlagshaus O'Reilly, durch dessen Bücher unzählige Nerds zu programmieren lernten. Mit seiner Ehefrau Meg Hourihan gründete Williams das Start-Up Pyra, das bald ein Tool namens "Blogger" anbot. Williams hatte damit das Bloggen miterfunden und zumindest die Verbreitung des Begriffs explodieren lassen.

Podcasts geprägt

2003 übernahm Google Pyra und dessen Plattform, Williams wandte sich dem nächsten Feld zu: Audio. Vor dem ersten großen Podcast-Boom hatte er bereits eine Firma gegründet, die sich auf dieses Format spezialisierte. Mitarbeiter dieser Firma nahmen einen Teil der Podcasting-Software und stellten sie auf Text um: Das war die Geburt von Twitter, das heute eines der größten Webservices ist. Williams versandte den 75. Tweet auf der Plattform und war anschließend ihr CEO.

"Offenes Netz kaputt"

Sein neuestes Projekt ist die Plattform "Medium", auf der jeder eigene Texte veröffentlichen kann. Im Grunde ist es eine Reminiszenz an das Bloggen, wenngleich unter anderen Vorzeichen. Denn Williams glaubt, dass das "offene Netz" mittlerweile ziemlich kaputt ist. Monopolisten wie Facebook sorgen dafür, dass das Inhalte nur mehr über abgeschlossene Portale verfügbar sind. Snapchat-Nachrichten sind beispielsweise gar nicht im "Internet" empfangbar.

Das Chaos, das offene Element, dass das Internet prägte, geht somit Stück für Stück verloren. Das glaubt zuminest Williams. Mit Medium will er nun eine Alternative bieten: Empfohlene Geschichten werden allein danach ausgesucht, wie lange andere Nutzer darin lesen. Jeder ist gleichberechtigt, große Magazine stehen Seite an Seite mit unbekannten Autoren. Ein großes, offenes Web im Kleinen.

Vorwurf der Geschäftemacherei

Es ginge ihm darum, dass man mit einer Idee zwar Geld machen kann – diese aber nicht nur um des Business willen umsetze, so Williams gegenüber The Atlantic. "Sogar Google war ursprünglich darauf angelegt, etwas Gutes und Nützliches zu machen – und hat damit Geld verdient." Jetzt ginge es IT-Konzernen vor allem um Geschäftemacherei, beklagt Williams. Mit "Medium.com" will der "Forrest Gump" des Internets dem etwas entgegensetzen. (red, 19.11.2016)