Sonja von Opel: 101 Dinge, die ein Läufer wissen muss.
15,50 Euro, 192 Seiten
Bruckmann Verlag 2016, München

Foto: Verlagshaus

Laufen ist so einfach: die Laufschuhe zubinden und loslaufen – das kann doch jeder. Und doch ist Laufen so schwierig: Denn wer nicht richtig trainiert und sich nicht gut ernährt, wird seine Leistung nicht steigern. Und wer es mit dem Training übertreibt, dem drohen langwierige Verletzungen.

Aber wie macht man es richtig? Ganz unterschiedliche Antworten darauf sind in einem stetig dichter werdenden Dschungel an Laufbüchern zu finden. Sonja von Opel, selbst-deklarierte Hobbyläuferin und Finisherin von 20 Marathons, hat nun mit "101 Dinge, die ein Läufer wissen muss" ein weiteres Buch beigesteuert.

Darin schlägt sie einen ziemlich weiten Bogen: Von A wie Ausrüstung über Brustwarzenpflaster (für Männer), Hunde (im Fall eines Angriffs wird zu einem "tiefen, langgezogenen Schrei" geraten), Seilspringen, Yoga (damit können auch verbissene Läufer Entspannung lernen) bis hin zu Z wie Zwiebellook (drei Schichten!) hantelt sie sich durch wichtige und weniger wichtige Stichwörter.

Essen in Zeitfenstern

Nicht jede ihrer Erklärungen erscheint schlüssig, etwa was die Ernährung angeht: Das Energiesystem von Läufern sollte mit möglichst wenigen, dafür besonders ausgewogenen Mahlzeiten umzugehen lernen, heißt es im Buch. Daher wird empfohlen, nur in ganz bestimmten, streng definierten Zeitfenstern zu essen – und sich dazwischen stets für mindestens fünf Stunden in Nahrungsabstinenz zu üben. Stimmen die Zeitabstände nicht, dann muss eine Mahlzeit ganz ausfallen. Das klingt ganz schön radikal – wissenschaftliche Quellen dazu fehlen allerdings.

Vielversprechender ist die Anleitung zum Runner's High, also jenem Hochgefühl, von dem auch Anfänger träumen: Erst fünf Minuten gemächlich Joggen, dann zehnmal jeweils eine Minute flott laufen, dazwischen jeweils eine Minute langsam Joggen. Und am Ende noch einmal fünf Minuten Auslaufen. Das klingt machbar. Einen Versuch ist das wert.

Schwitzen hilft

Gut zu wissen für den Sommer: Ein gut trainierter Läufer schwitzt mehr als ein untrainierter Mensch, weil die Schweißdrüsen mehr Schweiß produzieren. Bei einer Körpertemperatur von 39 bis 40 Grad droht ein Hitzekollaps. Dennoch sieht die Autorin die heißen Monate als wichtige Trainingszeit: Wenn mit dem Herbst kühlere Temperaturen ins Land ziehen, dann steige auch die Formkurve.

Und was natürlich in keinem Laufbuch fehlen darf: die Frage, welcher Schuh denn nun der richtige ist. – Antworten gibt es keine, stattdessen gibt es einen kurzen Überblick über Neutralschuhe, Bewegungskontrollschuhe, Trailschuhe, Wettkampfschuhe und Barfußschuhe.

Bessere Liebhaber

Sogar zum Stichwort "Sex" gibt es einen Eintrag: Nämlich zur Frage, ob Läufer die besseren Liebhaber sind. Sonja von Opel bleibt pragmatisch, denn einerseits, schreibt sie, seien Läufer mit ihrem Körper zufriedener und daher empfänglicher für "die Freuden der körperlichen Liebe", andererseits seien sie aber auch oft hundemüde durch hartes Training. Nona, also.

Auch wenn stellenweise die Tiefe fehlt: Das Buch bietet einen guten Überblick für Anfänger und die eine oder andere Überraschung für Fortgeschrittene. Als Urlaubslektüre eignet sich das Buch allemal. Es vermittelt eine entspannte Einstellung zum Laufen, ermuntert, auf den eigenen Körper zu achten – und macht Lust darauf, die Laufschuhe wieder mal zu schnüren. Denn Laufen könnte in der Tat so einfach sein. (Franziska Zoidl, 22.6.2016)