London – Nach dem Mord an der Abgeordneten Jo Cox untersucht die britische Polizei mögliche Verbindungen des mutmaßlichen Täters zu Rechtsextremen. Berichte über derartige Verbindungen seien eine "vorrangige Piste der Ermittlungen", sagte am Freitag die zuständige Polizeichefin Dee Collins. Auch die psychische Gesundheit des festgenommenen Tatverdächtigen werde überprüft.

Cox war am Donnerstagnachmittag im nordenglischen Birstall auf offener Straße getötet worden. Nach Augenzeugenberichten schoss der Angreifer dreimal auf die 41-jährige Unterhaus-Abgeordnete und stach dann noch auf die in ihrem Blut liegende Mutter zweier Kinder ein.

Suche nach dem Motiv

Bei den Ermittlungen gehe es darum, "das Motiv für den Angriff zu finden", sagte Collins. Der mutmaßliche Täter soll nach Angaben seiner Familie früher wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen sein. Nachbarn berichteten zudem von anhaltenden Zwangsstörungen.

Die renommierte US-Antirassismus-Organisation Southern Poverty Law Center berichtete ihrerseits, dass der Mann jahrzehntelang die US-Neonazi-Gruppierung National Alliance (NA) unterstützt habe. Nach Angaben der Zeitung "The Guardian" fand die Polizei in der Wohnung des 52-Jährigen Nazi-Symbole und rechtsextreme Schriften.

Während der Tat soll der Angreifer nach Angaben von Augenzeugen "Großbritannien zuerst" und "Vorrang für das Vereinigte Königreich" gerufen haben. Dies sind Slogans der Befürworter eines Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union. Cox hatte sich vehement für einen Verbleib ihres Landes in der EU ausgesprochen. Die Briten stimmen am kommenden Donnerstag in einem Referendum darüber ab, ob sie in der EU bleiben oder nicht. (APA, 17.6.2016)