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Das US-Unternehmen Hyperloop One soll Elon Musks Idee des Gütertransports in Röhren umsetzen. Erste Tests hat Hyperloop heuer bereits im Bundesstaat Nevada durchgeführt.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/David Becke

Moskau – Eigentlich wollte der Kreml US-Multimilliardär Elon Musk schon in diesem Jahr als Stargast des Petersburger Wirtschaftsforums präsentieren, Gerüchten zufolge wurde Roman Abramowitsch als Brautwerber geschickt. Doch Musk zierte sich und schickte nur die zweite Garde. Das US State Department hatte zuvor deutlich seine Ablehnung des Forums zum Ausdruck gebracht und vor "Risiken wirtschaftlicher Natur als auch für das Image" gewarnt.

Nun hat die russische Regierung Musk allerdings einen guten Grund für seine persönliche Teilnahme im nächsten Jahr geliefert: Das Verkehrsministerium hat Musks Konzern Hyperloop den Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke in Russland angeboten. "Wir haben vereinbart, dass wir mit der Ausarbeitung des Projekts schon heute beginnen, um das erste Modell schon bei dem Östlichen Wirtschaftsforum Anfang September in Wladiwostok vorstellen zu können", sagte Verkehrsminister Maxim Sokolow.

Bis zu 40 Milliarden Rubel

Die 70 Kilometer lange Strecke dürfte laut Sokolow zwischen 30 bis 40 Milliarden Rubel (umgerechnet 400 bis 540 Millionen Euro) kosten und soll von der chinesischen Grenze bis zum Hafen Sarubino, auf dem Landweg rund 200 Kilometer südlich von Wladiwostok, führen. Die russische Regierung ist dabei offenbar bereit, als Koinvestor aufzutreten.

Sokolow sprach von einem Pilotprojekt, das den Güterverkehr zwischen den beiden Ländern beschleunigen soll. Zehn Millionen Tonnen Güter pro Jahr sollen auf der Strecke befördert werden.

Musk ist Gründer des Elektroautobauers Tesla. Daneben experimentiert er gern mit innovativen Projekten. Sein Raumfahrtunternehmen Space X etwa führt Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation (ISS) im Auftrag der Nasa durch.

Die russische Eisenbahn-AG RZD hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Interesse an der Hyperloop-Technologie bekundet. Das Konzept elektrisch getriebener Transportkapseln, die auf einem Luftkissen durch eine Röhre geschossen werden, soll Geschwindigkeiten von über 1000 Kilometern pro Stunde ermöglichen. Laut Musk ist das System potenziell billiger als der Bau einer Highspeed-Bahnstrecke.

Hyperloop könnte sich damit auch zu einer Gefahr für die Russland-Pläne des deutschen Technologiekonzerns Siemens entwickeln. Die Münchner bewerben sich seit Jahren um den Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahn in Russland. Mit der Einführung des erfolgreichen ICE-Pendants Sapsan auf der Strecke Moskau – Sankt Petersburg schien Siemens schon den Fuß in der Tür zu haben.

Beflügelte Fantasien

Das Projekt einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Moskau und Peking beflügelt die Fantasien. Als erstes Teilstück soll nun die 800 Kilometer lange Strecke zwischen Moskau und Kasan realisiert werden. Kostenpunkt: 20 Milliarden Euro. Als Nächstes steht die Verlängerung bis nach Jekaterinburg an.

Doch die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Brüssel hat die Chancen von Siemens bei dem Geschäft geschmälert. Für das erste Teilstück wählten die Russen die chinesische Eisenbahn als Partner aus. "Wenn die Beteiligten an dem Megaprojekt Moskau–Kasan nur eingeschränkten Zugang zu europäischer Finanzierung haben, dann haben wir keine große Wahl, und der Vorschlag unserer chinesischen Partner, sich an der Finanzierung zu beteiligen, könnte ausschlaggebend sein", beschied Russlands Präsident Wladimir Putin Siemens-Russland-Chef Dieter Möller im vergangenen Herbst. (André Ballin aus Moskau, 20.6.2016)