Neue, intelligente Stromzähler sollen Haushaltskunden ein Mittel in die Hand geben, ihren Stromverbrauch zeitnah zu sehen und auch entsprechend zu reagieren.

Foto: Österreichs Energie/Fischer

Wien – Noch bleiben den Betreibern der Stromnetze in Österreich dreieinhalb Jahre Zeit, den vorgeschriebenen Tausch der analogen Zähler gegen digitale Messgeräte bei Haushaltskunden flächendeckend umzusetzen. Doch schon jetzt wird prognostiziert, dass das Ziel bis auf wenige Ausnahmen wohl verfehlt werden wird.

"Alle Netzgesellschaften arbeiten nun mit Hochdruck an der Umsetzung der EU-Verordnung. Das österreichische Ziel, bis Ende 2019 mindestens 95 Prozent der Haushalte mit Smart Meter auszustatten, ist aber illusorisch", sagte ein Sprecher des Branchenverbands Österreichs Energie dem STANDARD. Auch das Zwischenziel, bis Ende 2017 eine Smart-Meter-Durchdringung von 70 Prozent zu haben, sei nicht mehr machbar. Derzeit liegt man österreichweit deutlich unter 50 Prozent. Es gibt freilich auch Regionen, wo man deutlich darüber liegt.

Oberösterreich und Vorarlberg liegen vorne

Im Versorgungsgebiet von Energie AG Oberösterreich und Linz AG sind bisher die meisten intelligenten Stromzähler in ganz Österreich installiert worden. Auch die Stadtwerke Feldkirch gehören zu den Pionieren bei der Installierung fernauslesbarer Zähler.

Österreichs Energie geht davon aus, dass die Branche zwar das Österreich-Ziel verfehlen wird, die EU-Vorgaben eines Abdeckungsgrads von 80 Prozent bis zum Jahr 2020 aber einhalten kann.

"Derzeit ist nicht vorgesehen, den Zeitplan zu verändern bzw. Fristen zu erstrecken", sagte der Sprecher von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (VP), Volker Hollenstein. Zudem sei die Smart-Meter-Verordnung zur Umsetzung der EU-Verpflichtungen in Österreich bereits im April 2012 erlassen worden. Es wäre genug Zeit gewesen, Technologien zu sichten und die Zähler zu bestellen, um den Tausch fristgerecht durchzuführen, sagen auch Experten außerhalb des Ministeriums.

Langer, heftiger Widerstand

Stattdessen hat es lange Zeit Widerstand vonseiten einzelner Netzbetreiber gegeben – insbesondere im Osten Österreichs. Diese bezweifelten schlicht die Sinnhaftigkeit der Installierung smarter Zähler. Vonseiten der Befürworter wird angeführt, dass mit den neuen Zählern neben der Industrie erstmals auch Haushaltskunden zeitnah über ihren tatsächlichen Energieverbrauch informiert werden können. Derzeit erhalten Strom- und Gaskunden nur einmal pro Jahr eine Energieabrechnung, die oft nur auf rechnerisch ermittelten Daten basiert. Dadurch sei es Kunden kaum möglich, Verbrauch und Kosten unterjährig realistisch abzuschätzen oder darauf Einfluss zu nehmen.

Es gibt aber auch Bedenken von Verbraucherorganisationen; diese warnen angesichts der entstehenden Datenberge vor missbräuchlicher Anwendung derselben.

E-Control prüft

Und was, wenn die Ziele verfehlt werden? "Die Frage etwaiger Sanktionen wird dann zu bewerten sein, wenn tatsächlich gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt werden – also frühestens Ende 2017", sagte Hollenstein. Derzeit prüfe die Regulierungsbehörde E-Control die eingereichten Roll-out-Pläne der Netzbetreiber.

Diejenigen, die im Vertrauen auf die Politik als Erste in diese Technologie investiert haben, drängen denn auch am vehementesten auf die Einhaltung der Fristen. Bei Zielverfehlung könnte es Verwaltungsstrafen setzen. Am Zug wären die Bezirksverwaltungsbehörden, Klagen vorausgesetzt. (Günther Strobl, 20.6.2016)