Spiele von Tiny Build waren kurz nach Fake-Käufen auf der Herstellerseite plötzlich spottbillig auf G2A zu haben, erklärt Studiochef Nichiporchik.

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Wer beim Kauf von Games sparen will, ohne monatelang auf den üblichen Preisverfall zu warten, findet im Netz zahlreiche Anbieter, die günstige Keys zum Einlösen auf Plattformen wie Steam anbieten. Die Angebote sind derart beliebt, dass es sogar eigene Suchmaschinen gibt, die aktuelle Preise für die Aktivierungscode in diesen Shops miteinander vergleichen.

Schwere Vorwürfe

Zu den bekannteren Anbietern in diesem Bereich zählt G2A. Ein Indiestudio erhebt gegen ihn nun schwere Vorwürfe. G2A soll Keys der Spiele des Herstellers im Gegenwert von 450.000 Dollar verkauft haben, ohne dass dieser auch nur einen Cent erhalten hätte.

Konkret geht es um die Titel "Punch Club", "Party Hard" und "Speedrunners" aus dem Hause Tiny Build. Dort hat man weniger Probleme mit dem theoretischen Geschäftsmodell dieser Plattformen, die Keys von Nutzern ankaufen, die diese nicht benötigen und meist deutlich unter dem Retailpreis weiterveräußern.

Seltsame Vorgänge

Doch bei der Herkunft der Keys für die eigenen Games, die G2A angeboten hat, vermutet Tiny-Build-Chef Alex Nichiporchik gegenüber Eurogamer Schlimmes. Er wirft der Seite vor, Teil eines Schwarzmarkts zu sein.

Er berichtet, dass man die Games über die eigene Website verkauft habe. Das Geld für viele der tausenden Keys seien aber letztlich wieder vom Zahlungsdienstleister zurückgebucht worden, weil die Käufe offenbar mit gestohlenen Kreditkartendaten durchgeführt worden waren. Kurz darauf seinen plötzlich bei G2A billige Keys für die Spiele von Tiny Build verfügbar gewesen.

Wäre jeder der Schlüssel, der über den eigenen Shop der Entwickler verkauft worden war, ordnungsgemäß bezahlt worden, hätte man damit 450.000 Dollar eingenommen. Die selben Aktivierungsschlüssel würden via G2A insgesamt nur knapp 200.000 Dollar kosten, obwohl die Plattform selber damit ebenfalls Profit machen muss. Nichiporchik mutmaßt, dass die mit gefälschten Daten erbeuteten Schlüssel direkt per G2A weiterverkauft worden waren.

Anbieter weist Beschwerde ab

Mit seinen Vorwürfen konfrontierte er schließlich den Anbieter und forderte Kompensation. Das Ansuchen wurde allerdings abgeschmettert. Ein Vertreter von G2A bot an, dem Verdacht bezüglich der "gestohlenen" Keys nachzugehen und stellte in den Raum, dass die eigenen Distributionspartner der Entwickler möglicherweise betrügerisch agieren würden. Gleichzeitig empfahl man, dass Tiny Build doch künftig seine Spiele direkt über das Portal verkaufen könne.

Allerdings hätte Tiny Build für weitere Untersuchungen zum Ärger zahlreicher, nichtsahnender Gamer die Gültigkeit der Keys nachträglich aufheben müssen. Getroffen hätte es dabei nicht nur Käufer auf G2A, sondern auch solche, die die Aktivierungsschlüssel normal auf der Homepage gekauft hatten. Für das Studio ist nicht einsichtig, welche Keys letztlich mittels der Fake-Käufe erbeutet worden waren.

Unklare Situation

Was es mit den Keys von "Punch Club", "Party Hard" und "Speedrunners" auf G2A genau auf sich hat, bleibt also ungeklärt. Ebenso bleibt derzeit im Dunkeln, wie andere Key-Anbieter ihre virtuellen Regale befüllen und ob beziehungsweise wie bemüht auf Betrügereien kontrolliert wird.

Nichiporchik hat auf der Website seines Studios auch einen Blogbeitrag zu dem Vorfall veröffentlicht. Kurz darauf, so berichtet er, sei der Server plötzlich heftigen DDoS-Attacken ausgesetzt gewesen. (gpi, 22.6.2016)