Juba – Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) erhebt schwere Vorwürfe gegen die UNO-Friedenstruppen im Südsudan. Sie hätten beim Massaker in einer UNO-Schutzzone im Februar versagt, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Die Friedenssoldaten hätten bei Kämpfen im Lager nicht eingegriffen und auch die Einschleusung von Waffen nicht verhindert.

Trotz starker Militärpräsenz und eines klaren Mandats zum Schutz der Zivilbevölkerung sei die UNO-Mission UNMISS an ihrer Aufgabe "gescheitert", teilte MSF in einer Aussendung mit. "Viele Todesfälle hätten bei dem Angriff verhindert werden können." Bei den Kampfhandlungen, die einen Tag dauerten, kamen 25 bis 65 Zivilisten ums Leben, mindestens 108 Menschen wurden verletzt. Über 3.700 Unterkünfte seien bei dem Angriff verbrannt worden.

"Vor dem Angriff haben sie es verabsäumt, den Transport der großen Menge an Waffen in das Lager zu verhindern", berichtet MSF-Einsatzleiterin Raquel Ayora. "Dann haben sie beschlossen, nicht einzugreifen, als die anfänglichen Kämpfe im Lager ausbrachen, und als der Angriff von außen auf das Lager begann, waren sie in ihrer Abwehr des Angriffs extrem langsam."

MSF deutet an, dass die UNO-Truppen bewusst nachlässig agierten. Die Schutzzone sei nämlich "eine einzigartige und unbequeme Struktur für UNMISS". "Offensichtlich ist es ihr unausgesprochenes Ziel, die Zone in Malakal zu schließen und die Vertriebenen an andere Orte umzusiedeln", heißt es in einer MSF-Aussendung. So sei die UNO-Mission auch "sehr zurückhaltend", wenn es um die Verbesserung der Lebensbedingungen in der Schutzzone gehe. (APA, 22.6.2016)