Wien/Baden – Für die drei Kunstuniversitäten in Wien ist eine gemeinsame Lehrerausbildung mit den Pädagogischen Hochschulen (PH) in Wien und Niederösterreich ausgeschlossen. "Ja, die drei Wiener Kunstuniversitäten sind nicht im Verbund Nordost und werden diesem auch in Zukunft nicht beitreten", so die Rektorin der Akademie der Bildenden Künste, Eva Blimlinger, zur APA.

Diese Entscheidung hat weitreichende Auswirkungen auf die Ausbildung von Zeichen, Werk- und Musiklehrern in Wien und Niederösterreich: Ab Herbst dürfen an PH nur noch dann Lehrer der Sekundarstufe (v. a. Neue Mittelschule, AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) ausgebildet werden, wenn es eine Uni als Kooperationspartner gibt. Gelingt das nicht, dürfen in Wien zumindest vorerst nur mehr die Universität für Angewandte Kunst, die Akademie der Bildenden Künste und die Universität für Musik und darstellende Kunst Lehrer für künstlerische Fächer ausbilden.

Zwei Dutzend Absolventen

Bei den rund 25 Absolventen pro Jahr und Haus, von denen noch dazu in der Praxis wegen der stark künstlerischen Ausrichtung des Studiums nur ein Teil auch tatsächlich an Schulen unterrichtet, dürfte damit der Lehrerbedarf in Wien und Niederösterreich angesichts der aktuellen Pensionierungswelle allerdings kaum zu decken sein. In manchen Regionen werden schon jetzt Lehrer ohne entsprechende Ausbildung in den künstlerischen Fächern eingesetzt. Fällt die Ausbildung an den PH weg, droht eine Verschärfung der Situation.

Die Pflicht zur Kooperation ist Teil der neuen Lehrerausbildung. Diese schreibt nicht nur ein deutlich längeres Studium für Volksschullehrer vor (fünf statt bisher drei Jahre). Ab dem Studienjahr 2016/17 müssen die PH außerdem für die Ausbildung von Sekundarstufen-Lehrern Studien gemeinsam mit Unis anbieten. Dafür haben sich in Österreich vier sogenannte Verbünde aus PH und Unis gebildet. Bis auf den Verbund Nordost (Uni Wien, PH Wien, Kirchliche PH Wien, PH für Agrar- und Umweltpädagogik, PH Niederösterreich) sind überall auch Kunstunis im Boot und haben gemeinsam mit den PH Studienpläne erarbeitet, dort ist die Kunstlehrerausbildung also sichergestellt.

Personal und Curricula fehlen

Den PH fehlten das Personal und entsprechende Curricula; ohne Qualitätsverlust hätte man keine gemeinsamen Studienpläne entwickeln können, begründet Blimlinger in einer Stellungnahme gegenüber der APA die Weigerung der Wiener Kunstunis, Teil eines Verbunds zu werden. Die Ausbildung an den Kunstuniversitäten sei "nicht zuletzt durch ein aufwendiges Zulassungsverfahren die Garantie für qualitätsvolle Ausbildung und Unterricht an den Schulen".

Zumindest Kooperationen mit den PH schließt Blimlinger für die Zukunft allerdings nicht aus. Seit das Bildungsministerium im Mai an die Unis herangetreten sei, werde verhandelt. Nun hoffen die Unis, bald zu einem für die Lehrerausbildung und vor allem die Schüler "produktiven und qualitätsvollen Abschluss" zu kommen.

Schon fixiert hat die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) hingegen ein zeitlich begrenztes Programm mit PH Wien, KPH Wien und PH Niederösterreich, um den "akuten Bedarf an MusiklehrerInnen im Raum Wien und Niederösterreich abzudecken": Frühestens im Wintersemester 2017 soll das Projekt "Quereinstieg Musikerziehung" starten, heißt es gegenüber der APA.

Hundert neue Musiklehrer erwartet

Dabei sollen Absolventen von facheinschlägigen Studien unter bestimmten Voraussetzungen (Berufspraxis, Eignung) zum Musiklehrer ausgebildet werden. Das Projekt ist auf drei Zyklen begrenzt, insgesamt sollen dadurch 100 neue Musiklehrer an die Schulen kommen. Für Kooperationen über dieses Projekt hinaus ist die Uni offen – freilich unter der Voraussetzung, dass die hohe Qualität der bestehenden Angebote erhalten bleibt und "dass dafür die entsprechenden Mittel in das Grundbudget einfließen". (APA, 23.6.2016)