Der steirische ÖVP-Wirtschaftslandesrat und Wirtschaftsbund-Chef Christian Buchmann sieht sich mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert.

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Graz – Der steirische ÖVP-Wirtschaftslandesrat und Wirtschaftsbund-Chef Christian Buchmann hat ein Problem: Seine im Jahr 2000 geschriebene Dissertation könnte aberkannt werden. Die wissenschaftliche Arbeit soll er nämlich zu gut einem Drittel abgeschrieben haben. Zu diesem Schluss kommt der Plagiatsforscher Stefan Weber in seiner jüngsten Expertise, die "Profil online" jetzt veröffentlichte.

Webers Fazit: Buchmann habe seine Dissertation zu 30 Prozent ohne Quellenangaben abgekupfert – auch aus Artikeln der Wirtschaftsbund-Zeitung "Mut", großteils aber aus deutscher Fachliteratur. Buchmanns Dissertationsthema: "Die Wirtschaft im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie. Ansätze zur Rückholung der Kundenkaufkraft in die City am Beispiel der Landeshauptstadt Graz".

Weber informierte umgehend die Grazer Universität. Der für derartige Fälle zuständige Vizerektor Martin Polaschek nimmt die Sache eigenen Worten zufolge "sehr ernst", es lägen "sehr schwerwiegende und konkrete Vorwürfe" auf dem Tisch. Externe Prüfer aus dem deutschsprachigen Raum sollen nun die Arbeit und die Vorwürfe genau untersuchen. Es werde aber wohl bis Herbst dauern, ehe die Vorwürfe detailliert geprüft werden, glaubt Polaschek.

"Dann verfasse ich eine neue Arbeit"

Buchmann gibt sich betont cool. Er habe die Arbeit "nach bestem Wissen und Gewissen" abgeliefert. Sollten die Prüfer tatsächlich zu einem negativen Ergebnis kommen, sehe er dennoch keinen Grund für irgendwelche Konsequenzen. "Für den Fall des Falles spiele ich mich natürlich schon mit dem Gedanken, eine neue Arbeit zu verfassen", sagt Buchmann.

Die politisch prickelnde Frage hinter der Affäre – und die interessiert die ÖVP-Reihen besonders – ist natürlich: Wer hat die Prüfung der Buchmann'schen Dissertation beauftragt? Weber nennt keinen Auftraggeber. Einige tippen auf Wirtschaftstreibende, denen Buchmann böse mitgespielt haben könnte, etliche in der ÖVP vermuten aber, dass eine parteiinterne Intrige am Laufen sei, irgendwer "spitze" auf Buchmanns Job.

"Ich habe damit nichts zu tun"

Und wenn es um Dirty Tricks geht, ist natürlich als Erster Parlamentsklubchef Reinhold Lopatka im Visier, der zuletzt bei der Besetzung der Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker seine Qualitäten als Strippenzieher ins Spiel gebracht hat. Lopatka, so glauben schwarze Verschwörungstheoretiker, wolle sich eine Rückzugsmöglichkeit in die Steiermark sichern und statt Buchmann Wirtschaftslandesrat werden.

"Völliger Blödsinn", sagt Lopatka im Gespräch mit dem STANDARD. "Das ist absolut abwegig, dass ich damit etwas zu tun habe, dass ich damit überhaupt in Verbindung gebracht werde. Ich denke nicht einmal im Traum daran, in die Steiermark zu kommen." Seinen steirischen Parteifreunden, die seine Rückkehr beargwöhnen und womöglich um ihre Posten bangen, möchte Lopatka ein christliches Wort ausrichten: "Fürchtet euch nicht." (Walter Müller, 23.6.2016)