Der längste Bürgerkrieg Lateinamerikas geht seinem Ende entgegen. Mit der Unterschrift unter das Waffenstillstandsabkommen trugen ihn Regierung und Rebellen Kolumbiens am Donnerstag zu Grabe. Auch wenn die Waffen offiziell erst ruhen, wenn auch der Friedensvertrag unter Dach und Fach ist, so wurde doch klar, dass nun neue Zeiten anbrechen.

Die 2012 begonnenen Verhandlungen waren schwierig, aber die Kolumbianer haben gezeigt, dass sie keine halben Sachen machen. Weder im Krieg mit 220.000 Toten und sechs Millionen Binnenflüchtlingen noch im Frieden: Das Abkommen ist so komplex wie kein anderes bisher, die Uno möchte gerade wegen der vorbildlichen Einbeziehung der Opfer und der Balance zwischen Amnestie und Ahndung schwerer Völkerrechtsverbrechen daraus ein Modell schmieden.

Noch schwieriger als die Verhandlungen werden jedoch die ersten Jahre des Friedens sein. Die Gegner sind zahlreich, mächtig und werden von einem gefährlichen Schlangenbeschwörer angeführt: von Expräsident Álvaro Uribe, Mitbegründer der rechten Todesschwadronen und Kriegsgewinnler. Der Friedensvertrag sei eine Kapitulation vor den Kommunisten, sagt er – weil die Regierung zugestimmt hat, den Bauern illegal geraubtes Land zurückzugeben.

Kriminelle paramilitärische Gruppen warten nur darauf, in das Vakuum vorzustoßen, das die linken Rebellen nach ihrer Demobilisierung hinterlassen, um sich Drogengeschäfte sowie Rohstoff- und Edelsteinhandel unter den Nagel zu reißen. In vielen Regionen ist die Armut dramatisch und der Staat abwesend. Nun muss die Regierung Stärke beweisen – nicht mit militärischer Aufrüstung, sondern mit Bildung, Gesundheit, Good Governance. Das ist ungleich schwerer. Die Herausforderung des Friedens ist so monumental, wie es der Krieg in Kolumbien war. (Sandra Weiss, 23.6.2016)