Ende Jänner war ein Disput um eine millionenschwere Picasso-Skulptur bekannt geworden, der angesichts familiärer Verstrickungen einigermaßen verworren wirkte (siehe "Millionen- Disput um Picasso-Skulptur" vom Jänner 2016). Im Mittelpunkt stand eine zu dieser Zeit im Museum of Modern Art (New York) ausgestellte Gipsbüste, ein Porträt von Picassos Geliebter Marie-Thérèse Walter, die von der gemeinsamen 80-jährigen Tochter Maya Widmaier- Picasso angeblich zweifach verkauft worden war: zuerst über ihren Sohn im November 2014 für 42 Millionen Dollar an ein Händlerkonsortium, dann im Mai 2015 über ihre Tochter Diana für 105,8 Millionen Dollar an Larry Gagosian.

Während Letztere die Büste für einen unbekannten Betrag an den New Yorker Sammler Leon Black weiterreichte, wähnte sich der Schwiegersohn des Emirs von Katar als rechtmäßiger Besitzer. Der Ehemann Sheikha Al-Mayassas, so hieß es, habe das Werk über seinen Chefeinkäufer Guy Bennett erworben, dem es wiederum von einem Händlerkonsortium verkauft worden war. Die Causa landete vor einem New Yorker Gericht.

Vergangene Woche wurde nun bekannt, dass sich die Streitparteien geeinigt haben. Demnach ging "Go-Go" Gagosian als Sieger hervor und wurde der Katarer-Mittelsmann Guy Bennet mit einer finanziellen Kompensation in unbekannter Höhe abgefunden. Künftig schmückt die Picasso-Skulptur die hochkarätige Kollektion von Leon Black, dem Gründer der Investmentfirma Apollo Global Management, der auch ein Kunstgeschichtestudium absolvierte (Darmouth College). Zu den Trophäen des Milliardärs gehört etwa Edvard Munchs Pastell Der Schrei (1895), das er 2012 bei Sotheby's für 119,92 Millionen Dollar ersteigerte. (kron)

Schleppende Auktionen

London als wichtigster Umschlagplatz des europäischen Kunstmarktes laboriert seit Anfang des Jahres an Umsatzrückgängen. Davon betroffen ist besonders die Auktionsbranche. Bei Sotheby's, wo die Aktionäre laufend Einblick erhalten, summierten sich die Erlöse von Jänner bis inklusive Mai auf umgerechnet knapp 405 Millionen Dollar. Noch im Vorjahr war der Wert im Vergleichszeitraum bei 717 Millionen Dollar gelegen, 2012 noch bei rund 470 Millionen.

Offenbar fordern die schwierige Wirtschaftslage, Terrorängste und die Brexit-Diskussion ihren Tribut. Ablesbar ist dies derzeit auch am ausgedünnten Angebot im Hochpreissegment. Die eben abgehaltenen Versteigerungen der Warengruppe Impressionist & Modern Art schlugen sich tapfer, aber bei Christie's eben nicht tapfer genug.

Die Abendauktion (22. 6.) mutierte dort zum kleinen Desaster: Zwölf der 33 Positionen blieben unverkauft, darunter auch solche, für die man im Vorfeld Millionen garantiert hatte. Zwei Picasso-Bilder wurden vor der Auktion zurückgezogen. Mit 25,6 Millionen Pfund blieb der Abendumsatz von den Mindesterwartungen (36,87 Mio. Pfund) weit entfernt.

Deutlich besser fiel die Bilanz mit 103,28 Millionen Pfund bei Kontrahent Sotheby's am Vorabend aus: Dazu hatte vor allem Pablo Picassos kubistisches Meisterwerk Femme assise (1909) mit 43,26 Millionen und Modiglianis Bildnis Jeanne Hébuterne (1919) mit 38,5 Millionen Pfund beigetragen. (kron, 27.6.2016)