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Ausgrabungen auf dem Gelände der Deutschensiedlung

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Zugang zu einem unterirdischen Bunker

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Santiago de Chile/Berlin – Chile hat die Archive der berüchtigten deutschen Sektensiedlung "Colonia Dignidad" wegen deren Bedeutung zur Aufarbeitung der Militärdiktatur zum nationalem Erbe erklärt. Auf dem Gelände der Siedlung, rund 350 Kilometer südlich von Santiago de Chile, wurden während der Diktatur Augusto Pinochets Oppositionelle gefoltert.

In einem Beschluss des chilenischen Denkmalrates (CMN) heißt es, die Akten dokumentierten die Menschenrechtsverletzungen der Sektenführung seit der Gründung 1961 sowie deren Verwicklung in Repressionen gegen Regimegegner während der Diktatur (1973 bis 1990).

Neuverfilmung

Der Sektenanführer Paul Schäfer, ein Anfang der 1960er Jahre nach Chile ausgewanderter deutscher Laienprediger, wurde 2006 unter anderem wegen Kindermissbrauchs zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Er starb 2010 im Gefängnis. Die beschlagnahmten Akten der "Colonia Dignidad" nehmen 23 Regalmeter ein. Die Geschichte der Sektensiedlung wurde jüngst auch mit Daniel Brühl und Emma Watson in den Hauptrollen verfilmt.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte Ende April seine Akten zur "Colonia Dignidad" vorzeitig für die Öffentlichkeit freigegeben. Normalerweise wäre das Material noch bis zu zehn Jahre unter Verschluss geblieben. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte dazu, die deutsche Diplomatie habe zu wenig unternommen, um den Opfern der "Colonia Dignidad" zu helfen. Auf dem Gelände gibt es heute noch eine Siedlung, die den Namen "Villa Baviera" trägt. (APA, dpa, 24.6.2016)