Entscheide dich, Kakadu: Entweder die leicht erreichbare Nuss oder die, für die du ein Werkzeug brauchst.

Foto: Bene Croy

Wenn die Nuss im Kasten besser ist als die heraußen und das richtige Werkzeug bereitliegt, um sie herauszuholen, nimmt der Vogel gerne Umstände auf sich.

Foto: Bene Croy

Wien – Kakadus können ihr Vorgehen erstaunlich gut abwägen und dabei ganz unterschiedliche Faktoren berücksichtigen, berichten Wiener Forscher im Fachmagazin "Scientific Reports". Sie boten den Vögeln heiß und weniger begehrte Leckerlis an, die mal schwer, mal leicht zu erreichen waren. Die klugen Tiere trafen jeweils die Wahl, bei der die Kosten-Nutzen-Rechnung für sie am günstigsten ausfiel.

Die Versuchsanordnung

Die Wissenschafter der Universität Wien und der Veterinärmedizinischen Universität Wien boten Goffini-Kakadus, einer indonesischen Papageienart, in unterschiedlichen Versuchsanordnungen einerseits Cashewnüsse an, das absolute Lieblingsfutter der Vögel. Als zweite Form der Belohnung gab es Pekannüsse, die die Kakadus auch ganz gerne fressen – aber sie sind eben nur zweite Wahl. Beides konnten die Vögel nicht haben, sie mussten sich entscheiden.

Universität Wien

Lag eine Cashewnuss auf dem Tisch und war eine Pekannuss in einer von zwei unterschiedlichen Apparaturen eingeschlossen, aus der die Vögel sie mit einem Stöckchen herausfischen oder durch Einwurf eines Balles herausholen mussten, war die Sache für die Kakadus klar: Selbst wenn sie das Werkzeug zum Herausholen der Nuss parat hatten, griffen sie zu dem bevorzugten und einfach zu bekommenden Futter.

Steckte hingegen die Cashewnuss in einer der Apparaturen, während eine Pekannuss zur freien Entnahme dalag, wurde die Entscheidung komplizierter. Wenn die Kakadus das passende Werkzeug vor sich hatten, also je nach Apparatur einen Ball oder ein Stöckchen, benutzten sie es. Sie holten sich ihre geliebten Cashewnüsse zumeist heraus, ohne sich um die herumliegenden Pekannüsse zu scheren. Hatten ihnen die Forscher aber das falsche Werkzeug hingelegt, gaben sie sich mit den nicht so wohlschmeckenden Pekannüssen zufrieden.

Komplexe Leistung ... mit Grenzen

"Die Vögel mussten dabei ihre Entscheidungen flexibel treffen und in Beziehung setzen, was sie mit den Apparaturen in der jeweiligen Situation anfangen können, welches Futter darin ist, und welches sie am Tisch vor sich haben", erklärte Alice Auersperg vom Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Wien. Das heißt, die Kakadus mussten technische und ökonomische Faktoren zur gleichen Zeit bedenken und abwägen. Dabei konnten sie offensichtlich auch ihren Impuls kontrollieren, einen sofort verfügbaren Happen zu naschen, um nach getaner Arbeit und einer unvermeidbaren Zeitverzögerung eine hochwertige Belohnung zu bekommen.

Auch ein kluges Kadaduhirn hat aber offenbar seine Grenzen: Standen nämlich beide Apparaturen mit jeweils einer anderen Nuss darin am Tisch, und lagen dort auch noch sowohl Ball als auch Stöckchen herum, waren die Kakadus mit ihrer Weisheit am Ende. Dann konnten sie das Problem nicht mehr effizient lösen, berichten die Forscher. "Wir vermuten, dass die Tiere durch die Menge der Komponenten, die bei dieser Entscheidung involviert sind, an die Grenzen des 'Arbeitsspeichers' in ihrem Gedächtnis stießen", sagt Isabelle Laumer vom Department für Kognitionsbiologie der Uni Wien. (APA, red, 25. 6. 2016)