In Großbritannien hat das große Zittern um vielfältige Auslandsinvestitionen begonnen. Nicht nur künftige multinationale Engagements könnten spärlicher ausfallen, auch bestehende Standorte werden möglicherweise zurückgefahren. Ein gutes Beispiel ist die Autoindustrie. Obwohl britische Marken wie Jaguar, Land Rover und Rolls-Royce längst ihre Unabhängigkeit verloren haben, ist die Insel ein bedeutendes Herstellerland – für ausländische Konzerne.

Dank einer Renaissance hat sich das Land nach dem Niedergang des Sektors wieder zum drittgrößten Autobauer gemausert – hinter Deutschland und Spanien, aber noch vor Frankreich und Italien. Insbesondere japanische Autobauer nutzen Großbritannien als Produktionsstätte für ihre Belieferung Europas. Das hat beispielsweise das riesige Nissan-Werk in Sunderland ins Gerede gebracht, wo die Japaner 500.000 Autos im Jahr herstellen.

Gut 40.000 Personen leben direkt, über Zulieferung und Dienstleistung fast noch einmal so viele Menschen von der riesigen Fabrik in der strukturschwachen Region. Sollten sich die Exportkonditionen durch den Brexit für Nissan ändern, können Auswirkungen auf das Werk nicht ausgeschlossen werden. Nissan-Chef Carlos Ghosn hatte bereits vielsagend angedeutet: "Wenn es Änderungen gibt, müssen wir unsere Strategie überdenken."

Konkret angesprochen hat eine Verlagerung bei einem Austritt Großbritanniens aus der EU bereits Fiat-Chef Sergio Marchionne. Bei einem Brexit werde die Traktorenfertigung aus England (22.000 Traktoren werden pro Jahr im britischen Werk Basidon hergestellt) nach St. Valentin verlegt, sagte er kürzlich. In Niederösterreich werden Traktoren der Marken Steyr und Case hergestellt. 600 Mitarbeiter sind dort derzeit beschäftigt. (as, 24.6.2016)