Brüssel – Die europäische Bankenaufsicht EBA wird wegen des Brexit-Votums in nächster Zukunft einen neuen Sitz bekommen. Dies verlautete am Sonntag aus EU-Kreisen in Brüssel. Die EBA werde "bald" von London an einen anderen Ort verlegt, hieß es. Als wahrscheinlichste neue Standorte gelten Paris oder Frankfurt, aber auch Mailand könnte sich anbieten.

159 Mitarbeiter

Erst am Samstag hatte der für Finanzdienstleistungen zuständige britische EU-Kommissar Jonathan Hill in Reaktion auf das Referendumsergebnis seinen Rücktritt erklärt. Die EBA war im Jahr 2011 gegründet worden, in Reaktion auf die durch Bankenzusammenbrüche ausgelöste globale Finanzkrise. Die EU-Behörde hat 159 Mitarbeiter.

London gilt als wichtigster Finanzplatz in Europa. Die britische Finanzindustrie beschäftigt 2,2 Millionen Menschen, unter anderem 90 Prozent aller Beschäftigten von US-Investmentbanken in Europa. Die künftigen Austrittsverhandlungen könnten sich entscheidend auf die Attraktivität des Finanzplatzes London auswirken.

Viele internationale Finanzunternehmen könnten sich aus der britischen Metropole zurückziehen, wenn von dort aus kein ungehinderter Zugang zu den EU-Finanzmärkten möglich ist. So ist auch die Teilnahme Großbritanniens an der für 2019 geplanten EU-Kapitalmarktunion gefährdet, die bestehende Hindernisse auf den Kapitalmärkten wegräumen soll.

Andererseits erhält Großbritannien bei einem EU-Austritt auch Spielraum zur autonomen Regelung seiner Finanzindustrie zurück. In Brüssel wird befürchtet, dass London versuchen könnte, seine Attraktivität als Finanzplatz durch niedrigere Steuern und laxere Regelungen zu erhöhen. (APA, 27.6.2016)