Petra Eder, Alex Stranig und Helga Gartner (v. li.). verraten jeden Monat ihre saisonalen Lieblingsrezepte.

Foto: Gianluca Wallisch

Kaum ein Obst ist in der süßen österreichischen Küche so populär wie die Marille, die am besten auch noch in der Wachau geerntet wurde: Die Marillenmarmelade wird für Sachertorte und Faschingskrapfen oder Palatschinken gebraucht, und als Fülle von Obstknödeln kommt wohl keine andere Frucht an die Marille heran, die ihre vollen Aromen gegart sowieso besser entfalten kann.

Nachfolgend unsere Lieblingsrezepte mit den orangen Früchten.


Marillenröster – von Petra Eder

Marillenröster ist das perfekte Mittelding zwischen Marillenkompott (zu breiig) und Marmelade (sehr süß, aber natürlich wunderbar in Palatschinken oder auf einem frischen Butterkipferl). Ein Röster ist schnell zubereitet und passt zu jeglicher Art von Schmarrn, besonders gut zu Topfenschmarrn oder Topfenknödeln, aber auch zu Waffeln macht er sich ganz ausgezeichnet.

Marillenröster mit frischer Minze.
Foto: Petra Eder

Die Marillen werden halbiert, entkernt und geviertelt, mit Zucker (ca. 1/4 der Marillenmenge), Zitronensaft (1/2 Zitrone / 400 bis 500 g Früchte) und ganz wenigen Löffeln Wasser in einem Topf aufgekocht. Dann lässt man sie 6-8 Minuten sanft köcheln und rührt dabei ab und zu um, damit nichts anbrennt.

Je nach Wetterlage und Jahreszeit (falls man z. B. im Winter eingefrorene Marillen verwendet) kann man beim Kochen ein Stück Zimtrinde und ein paar Nelken und Sternanis hinzufügen oder – bei heißem Wetter – nach dem Kochen frische, klein gehackte Kräuter untermischen. Besonders gut schmeckt die Variante mit frischer Minze, auch ganz fein gehackter Rosmarin ist spannend. Intensiver wird es mit zerriebenen Lavendelblüten. Am besten man lässt sich von den Kräutertöpfen auf Balkon oder Fensterbrett inspirieren und probiert aus, was einem am besten schmeckt.


Marillenlikör – von Alex Stranig

Was lang währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort trifft bei meinem Marillenlikör-Rezept voll und ganz zu. Das Rezept ist eher aus der Not heraus entstanden, weil ich immer Marillen bei des Arbeitskollegen Vater bestellte und sie dann immer viel zu spät verarbeitete. Marillenknödel oder -kuchen mit matschigem Obst will niemand gerne. Beim Likör hingegen ist es völlig egal, wenn die Marillen bereits weiche Stellen haben, und die Zubereitung ist obendrein unfassbar einfach. Man muss nur eines mitbringen – viel Geduld. Je länger man es aushält, den Likör nicht abzuseihen, desto intensiver und fruchtiger schmeckt er.

Reife Marillen eigenen sich perfekt für die Herstellung des Likörs.
Foto: APA/NIEDEROESTERREICH WERBUNG

Weil ich immer gleich mehrere Flaschen Likör mache, verwende ich zehn Kilogramm Marillen, die ich wasche und entkerne. Die Marillen kommen dann in ein großes Gefäß (großer Topf, Kunstofffass oder großes Glas). 20 Kerne werden mit einem Hammer oder Schnitzelklopfer leicht aufgeklopft und unter die Marillen gemischt. Danach mischt man ein Kilogramm Zucker, zwei Hände voll Gewürznelken und zwei Stangen Zimt unter die Marillen. Zum Schluss mischt man fünf Liter Schnaps (Obstler, Marillenbrand, Korn ooder Ähnliches) unter die Marillen und mischt alles gut durch. Das Gefäß wird fest verschlossen und bleibt mindestens sechs Wochen an einem kühlen, dunklen Ort. Danach seiht man alles durch ein Sieb ab. Wer es gerne ganz klar hat, kann den Schnaps auch gerne zusätzlich durch ein Leinentuch abseihen und in Flaschen füllen.


Marillentorte – von Helga Gartner

Im Garten meiner Eltern steht ein Marillenbaum. Nur ein Marillenbaum, ganz alleine und riesengroß. Unterm Jahr spendet er Schatten, die kleinen Neffen klettern auf ihm herum und der Osterhase versteckt seine Geschenke in den Astgabeln. Sobald sich die ersten Früchte zeigen und rasant heranwachsen, werden seine Äste mit Stangen gestützt, denn allein schafft es der alte Baum nicht mehr. Dann wird das erste Mal im Jahr gefachsimpelt, wie ertragreich die Ernte diesmal denn sein wird – und wer aus dem Freundes-, Bekannten- und Kolleginnenkreis in den Genuss eines Kübels der süßen orangen Früchte kommt. Heuer ist ein gutes Jahr und alle kommen zum Zug. In unseren Vorratsschränken stapeln sich die Marillenmarmeladen, Marillenkuchen und -knödel stehen auf dem Speiseplan.

Foto: Helga Gartner

Doch wenn ich nur ein einziges Gericht mit Marillen essen dürfte, dann ist es eindeutig diese Marillentorte. Man benötigt dafür ca. 550 Gramm süßen Mürbteig, davon rollt man zwei Drittel dünn aus und kleidet damit eine Tortenform mit 26 cm Durchmesser aus, dabei den Rand ganz hochziehen. Einen Kilogramm reife Marillen halbieren, entkernen, und mit der Rundung nach unten in die Form legen. Eiklar von zwei Eiern zu einem Schnee schlagen und auf die Marillen verteilen. Den restlichen Teig rund ausrollen und als Deckel auf die Marillen-Schneemasse legen. An den Rändern etwas andrücken und bei 200 Grand ca. 40 Minuten backen. Auskühlen lassen und mit Staubzucker bestäuben – zügig aufessen. (Petra Eder, Alex Stranig, Helga Gartner, 17.7.2016)

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