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Reich oder schön: Dies versprechen Dating-Apps wie Luxy. Ob Playboy-Gründer Hugh Hefner bei Luxy dabei ist, ist unbekannt.

Foto: Reuters/Handout

"Schönheitsköniginnen, Supermodels, Berühmtheiten": Das verspricht die Dating-App "Luxy", die einst mit dem Slogan "Tinder ohne arme Menschen" auf sich aufmerksam machte. Wer zu wenig verdient, wird sofort von der Plattform geschmissen. Dasselbe gilt für "unattraktive" Personen, die Luxy "ausfiltert". Mehrere tausend Personen sollen die Anwendung nutzen. Ähnlich funktioniert "The League", dessen Mitglieder von Mitarbeitern "handselektiert" wurden. Zwei Monate nach dessen Start bestand eine Warteliste von mehr als 75.000 Personen. Zu "Raya" können sogar nur Personen stoßen, die zuvor von einem Mitglied eingeladen worden sind.

Einschränkung

Der Schutz vor Fake-Profilen und Betrügern ist durchaus sinnvoll. Allerdings sind die Anwendungen mit ihrem Versprechen nach einer abgeschlossenen Kaste von Reichen und Schönen ein Ausdruck von Elitarismus, die dem Grundgedanken von Onlinedating zuwiderlaufen. Denn prinzipiell ging es bei der digitalen Suche nach Liebe auch darum, dass der Kreis potenzieller Liebhaber exponentiell ausgedehnt werden kann. Plötzlich waren eben auch Personen ansprechbar, die nicht in dieselbe Schule gegangen sind, in derselben Branche arbeiten oder dieselben Bars besuchen.

Metzger-Singles

Dating-Apps, die sich auf bestimmte Nischen konzentrieren, brechen dieses Grundversprechen. Mittlerweile gibt es Dating-Apps für "Star Trek"-Anhänger, Vegetarier, Kiffer, Männer mit Bart oder großgewachsene Personen. Das Netzwerk "Jobsingles" bietet im deutschsprachigen Raum für die unterschiedlichsten Berufe eigene Portale an, etwa Metzgersingles oder Bäckersingles. Der Kreis an potenziellen Treffern wird so drastisch reduziert.

Suche nach Spiegelbild?

Mit der Suche nach "Liebe" kann das nicht unbedingt begründet werden. Denn entscheidend sind gewisse Persönlichkeitsfaktoren, wie die Datingplattform OKCupid herausgefunden hat – etwa Abenteuerlust. Außerdem verstehen sich Personen gut, die sich zwar ganz allgemein für dieselben Dinge interessieren, das muss aber nicht allzu spezifisch sein. So können zwei Anhänger unterschiedlicher politischer Parteien, die leidenschaftlich Politik debattieren, besser harmonieren als ein Paar, in dem sich eine Person gar nicht, die andere aber sehr für Politik interessiert.

"Eugenik"

Französische Forscher gingen in einer 2015 veröffentlichten Studie sogar so weit zu sagen, dass Menschen mittlerweile nicht mehr ihre "bessere Hälfte", sondern ihr Spiegelbild suchten. "Im besten Fall ist das Narzissmus, im schlimmsten eine Art sozialer Inzucht, die verdächtig nach Eugenik aussieht", kommentierte Wired diese Erkenntnisse. Zwar mögen Nischenseiten in gewissem Kontext sinnvoll sein – etwa, wenn Menschen streng gläubig sind und aus religiösen Gründen nur Anhänger derselben Glaubensrichtung akzeptieren –, gemeinhin sollte man sich alle Optionen aber offen lassen. (red, 27.6.2016)