Die Studie will den Ursachen der Haut-Kratz-Störung mit Hilfe der Magnetresonanztomographie auf den Grund gehen.

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Zwei Prozent der Bevölkerung können die Finger nicht von ihrer Haut lassen. Sie bearbeiten Unebenheiten wie Pickel oder Krusten, aber auch gesunde Hautstellen mit Fingern oder Gegenständen, so dass Wunden, Entzündungen und in der Folge Narben entstehen können. Häufig verspüren sie einen Drang zum wiederholten Berühren, Kratzen, Quetschen oder Reiben, manchmal jedoch geschieht dies auch unbewusst.

Viele Betroffene empfinden Scham oder Schuldgefühle aufgrund ihres Verhaltens und ihrer Verletzungen. Am Institut für Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz wird nun erstmals eine Studie durchgeführt, die den Ursachen der Haut-Kratz-Störung, auch Skin Picking Disorder oder Dermatillomanie genannt, mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) auf den Grund gehen will.

Dazu suchen Anne Schienle und ihr Team von der Grazer Uni nun Betroffene, die an der Studie teilnehmen möchten. Die Probanden erhalten dafür eine ausführliche klinische Diagnostik sowie Therapie-Empfehlungen.

Psychische Störung

"Es ist dies die erste fMRT-Studie, die sich gezielt mit der Skin Picking Disorder befasst", erklärt Schienle. Denn obwohl die Symptome schon lange bekannt sind, wurde die Dermatillomanie erst 2013 als eigenständige psychische Störung offiziell anerkannt. "Wir wollen herausfinden, was bei der Skin Picking Disorder im Gehirn passiert, welche Zentren dabei besonders aktiv sind, damit wir die Gründe für diese Störung besser verstehen lernen", sagt Schienle.

Geht es beim Berühren der Haut um Stressabbau, um eine Art der Befriedigung und Belohnung oder um ein übertriebenes Reinlichkeitsbedürfnis? Oder haben die Betroffenen einen veränderten Tastsinn? Die Kenntnis der Ursachen ist Voraussetzung für die Entwicklung geeigneter Therapieansätze, von denen es derzeit nur wenige gibt.

Die Ärztin und ihr Team laden Personen aller Altersgruppen, die sich angesprochen fühlen und eine Diagnostik in der Forschungsambulanz der Uni Graz wünschen, zur Teilnahme an der Studie ein. Die Untersuchungen finden von 14. Juli bis Ende September 2016 statt. (red, 27.6.2016)