Wien – Für den drohenden Weltuntergang im Kino braucht es keine größenwahnsinnigen Superschurken oder in Raumschiffen anfliegenden Außerirdischen. Es kann auch ein kleines, irdisches Wesen genügen, das im Handumdrehen ein ganzes Sonnensystem durcheinanderwirbelt und die Erde aus den Angeln hebt: Scrat, das Rattenhörnchen.
Der eigenwillige Nager mit dem Eichel-Spleen ist sozusagen das Testimonial des "Ice Age"-Universums, jener folgreichen Filmserie der Blue Sky Studios, die es seit dem ersten Erfolg vor mittlerweile vierzehn Jahren auf immerhin vier Sequels gebracht hat – allerdings ohne sich dabei wesentlich weiterzuentwickeln: Wiedererkennbarkeit und Wiederverwertbarkeit sind nämlich die wichtigsten Eigenschaften von Mammut Manni, Riesenfaultier Sid, Säbelzahntiger Diego und den diversen, sich mehr oder weniger in den Vordergrund drängenden Gästen wie dem nassforschen Wiesel Buck, "die Augenklappe".
Ratschläge fürs Leben
Im jüngsten Abenteuer mit dem Titel "Kollision voraus!" zeitigt zu Beginn Scrats Eicheljagd einmal mehr enorme Wirkung: einen Spalt im Eis, einen Riss im Universum und einen Asteroidenhagel Richtung Erde. Und schon ist jene Geschichte in Gang gesetzt, die von Treue, Freundschaft und ähnlich hochgeschätzten Werten getragen wird. Nur Scrat im All bleibt der egoistische Außenseiter, der mit seinen Eskapaden und Einlagen für wohltuend anarchistische Abwechslung von irdischer Langeweile sorgt.
Denn die Wandertruppe, die zur Rettung des Planeten aufbricht, hinterlässt eher den Eindruck einer Seniorengesellschaft beim Sightseeing. Und auch die Vermittlung der entsprechenden Familienideologie darf keinesfalls fehlen: Dem Mammuttöchterchen, das mit seinem albernen Verlobten beschlossen hat, die vertraute Heimstatt zu verlassen, werden rechtzeitig die richtigen Ratschläge mit auf den Weg gegeben: Damit kommt man nämlich offensichtlich sogar nach der Apokalypse gut und vor allem angepasst durchs Leben.
Was diesem Film (Regie: Mike Thurmeier und Galen T. Chu) fehlt, das ist schlichtweg der Mut, in der fünften Auflage das bekannte Terrain endlich zu verlassen. Denn man merkt der Serie die Mühen der Ebene bereits zu deutlich an, da helfen auch vereinzelte spaßige Soloauftritte wie des Wiesels "Figaro"-Performance wenig. Der Weltuntergang wird übrigens abgewendet. (Michael Pekler, 28.6.2016)