Während in ORF 1 die Belgier Ungarn im Griff hatten, mussten sich die Zuseher in ORF 2 mit einem alten "Tatort" herumschlagen.

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Es ist Sommer. Und es wird wochenlang ein großes Fußballturnier ausgetragen. Dass diese Konstellation für Fernsehende ungefähr so günstig ist wie ein Marathonlauf mit Fieber und Beinbruch, zeigte sich am Sonntagabend in aller Deutlichkeit.

Natürlich Fußball aus Frankreich, Länge mal Breite, inklusive stundenlanger Vorbetrachtung und Nachbetrachtung, eh klar. Ansonsten, abseits der Spiele, dominiert die Not. ARD und ORF bringen einen alten Wiener Tatort aus dem Jahr 2013. Noch abgestandener ist die 20.15-Uhr-Kost auf ProSieben (Sex and the City – Der Film, Jahrgang 2008) und Kabel eins (Militärkomödie NVA, Jahrgang 2005).

Um Malavita (2013) auf RTL durchzuhalten, muss man schon eingefleischter Robert-de-Niro-Fan oder Anhänger seiner markanten deutschen Synchronstimme sein, Promi Shopping Queen auf Vox mit der Schauspielerin Christine Neubauer verbietet sich von selbst, man will sich ja nicht mal die Filme mit ihr antun.

So gesehen ist der Einsatz von ARD-Talkerin Anne Will geradezu vorbildlich und löblich. Sie hat extra wegen der Brexit-Abstimmung ihre Sommerpause unterbrochen und schob am Sonntag gleich eine Sendung am gewohnten Platz (ARD, 21 Uhr 45) ein.

Doch leider funktionierte diese am Tag drei nach dem Votum gemäß dem Bonmot von Karl Valentin "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen." Die Brexit-Gegner sind frustriert, die Befürworter happy, es ist von einer "tiefen Spaltung" die Rede, was auch nicht wirklich Newswert hat. Diese Woche ist Will wieder im Urlaub, es vertritt sie Kommissar Wallander – mit einem Fall von 2012. (Birgit Baumann, 27.6.2016)