Dem türkischen Außenministerium zufolge hat der Papst eine "Kreuzfahrermentalität".

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Ankara – Nach der Verurteilung der Massaker an den Armeniern als "Völkermord" durch Papst Franziskus hat die Türkei dessen Äußerungen erneut kritisiert. Diese seien "Lügen und Verleumdungen", hieß es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums. Die Einstufung zeige einmal mehr die "bedingungslose Verbundenheit des Papstes mit der armenischen Erzählweise", die mit historischen Wahrheiten und Justiz nicht übereinstimmt.

Papst Franziskus hatte die Massaker, die sich 1915 ereignet hatten, bei einem dreitägigen Besuch in Armeniern als "Völkermord" eingestuft und die Bezeichnung auch in seiner Abschlusserklärung aufgenommen. Die Türkei reagierte brüskiert und warf dem Papst daraufhin eine "Kreuzfahrermentalität" vor.

1,5 Millionen Tote

Die Türkei ist Nachfolgestaat des Osmanischen Reichs. Nach Schätzungen waren bei der Verfolgung durch die Osmanen vor etwa 100 Jahren bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet worden. Auch der Deutsche Bundestag hatte Anfang Juni die Massaker als "Völkermord" verurteilt, was zu diplomatischen Spannungen führte. Die türkische Führung lehnt den Ausdruck "Völkermord" ab, erkennt weniger Opfer an und wertet das Blutbad als Teil des Kriegsgeschehens.

In Österreich hatten im April des Vorjahres alle sechs Nationalratsfraktionen in einer gemeinsamen Erklärung den Massenmord an den Armeniern im Osmanischen Reich als Genozid verurteilt. Verwiesen wurde darin auch auf die historische Verantwortung Österreichs, war die K.-u.-k.-Monarchie doch im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet. Die Türkei reagierte scharf und rief ihren Botschafter nach Ankara zurück. (APa, 27.6.2016)