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Ganz ohne muss man nicht auskommen bei dieser EM. Franz Beckenbauer, der Kaiser, kommt schon noch zu Wort. Via Facebook und/oder in seiner Leibpostille. Aber die Perlen sind spärlich geworden, zum Beispiel eine brandaktuelle Erklärung, wie der gemeine Italiener so ist: "Der Italiener ist so: Er verliert die Freundschaftsspiele noch und noch. Und wenn es darauf ankommt, ist er da!"

Früher, als der Mann seinen Landsleuten noch als Lichtgestalt gelten durfte, als er etwa mit seinem gottgegebenen Charme und vielleicht ein, zwei Essenseinladungen die WM 2006 nach Deutschland geholt hatte, auf dass diese ein Sommermärchen wurde, als Beckenbauer wundersamerweise bei jedem Spiel auf der Tribüne saß, auch bei den gleichzeitig hunderte Kilometer voneinander entfernt stattfindenden, da gab es jeden Tag gleich mehrfach Belehrendes, Belebendes, Berückendes aus des Kaisers Mund zu hören.

Aber jetzt, wo ihm aus seiner Leutseligkeit auch weniger entwickelten Fußballnationen gegenüber und der gewiss doch vor allem seiner Herzensgüte geschuldeten Großzügigkeit im Umgang mit dem Geld anderer Leute ein Strick gedreht wird, droht der Weisheit Quell zu versiegen.

Herrschte doch wenigstens Stille stattdessen, aber nein, das kaiserliche Schweigen schafft Raum für Logorrhö bei weit weniger Berufenen, für eine Kakophonie, wenn auch nicht ungefragt. Praktisch jeder noch des Sprechens mächtige deutsche Ex-Internationale hat zu jedem noch Aktiven schon alles gesagt. Und selbstredend über Coach Joachim Löw und seinen Hang zu olfaktorischer Selbstwahrnehmung. "Never, never ever" hätte sich der Kaiser dazu geäußert. (Sigi Lützow, 27.6. 2016)