London – Der Kursverfall des Pfund Sterling hat sich am Montag fortgesetzt. Die Währung sackte um vier Prozent auf 1,3152 Dollar ab und notierte damit so niedrig wie zuletzt im September 1985.

"Nichts als Fragen und Unsicherheiten, soweit man schaut", erklärte Kit Juckes, Devisenanalyst bei der Societe Generale mit Blick auf die Lage in London. Unsicherheit sei schlecht für die Wirtschaft des Vereinigten Königreiches, für das Vertrauen der Investoren und natürlich auch für das Pfund. Er hält sogar ein Absacken bis auf 1,20 bis 1,25 Dollar für möglich.

Auch andere Analysten gehen von einer weiteren Talfahrt für das Pfund aus. Die Bank of America sieht für das Jahresende nur noch einen Kurs von 1,30 Dollar nach bisher 1,59 Dollar. Goldman Sachs geht davon aus, dass das Pfund in drei Monaten 1,32 (bisher: 1,47) Dollar und zum Jahresende 1,34 Dollar kosten wird.

Kaum noch Unterstützungsmarken

Die Kursentwicklung erinnerte einige Beobachter an die frühen 1980er-Jahre als Großbritannien unter einer schweren Rezession litt. Zwischen dem aktuellen Stand von 1,32 Dollar und dem Allzeittief jener Zeit von 1,0350 Dollar liegen laut Händlern kaum noch charttechnische Unterstützungsmarken.

"Die Wirtschaft des Vereinigten Königreiches ist auf dem Weg in die Rezession", erklärten die Analysten von Llewelyn Consulting, die von einer Kapitalflucht sprachen. Nur die Bank of England sei noch funktionstüchtig. Sie könne allerdings nur für Liquidität sorgen und nicht für die Wirtschaftsaktivität.

In der City rechnen nun viele Börsianer mit einer baldigen Zinssenkung durch die Bank of England. Vermutlich werde sie den Satz bis Ende des Jahres um mindestens ein Viertelprozentpunkt kürzen, hieß es. Dies drückte auch die Renditen der Staatsanleihen in neue Rekordtiefen.

Das Pfund ließ auch zum Euro Federn: Die Gemeinschaftswährung stieg um 2,7 Prozent auf 83,53 Pence und notierte damit so hoch wie zuletzt vor über zwei Jahren. (APA, 27.6.2016)