Israels Premier Benjamin Netanjahu will "Kerne der Stabilität in dieser stürmischen Region schaffen"

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"Israel hat ein Abkommen von strategischer Bedeutung für seine Sicherheit, für die regionale Stabilität und für die israelische Wirtschaft erreicht", verkündete Premier Benjamin Netanjahu am Montag auf einer Pressekonferenz in Rom, die live von Israels wichtigsten elektronischen Medien übertragen wurde. Zur gleichen Zeit stand in Ankara sein türkischer Amtskollege Binali Yildirim vor Journalisten, um zu bestätigen, dass die beiden früher verbündeten Länder nach sechs Jahren Eiszeit wieder Botschafter austauschen werden. Es sei seine Politik, so Netanjahu, mit arabischen Nachbarstaaten ebenso wie mit Griechenland, Zypern, Russland und jetzt mit der Türkei "Kerne der Stabilität in dieser stürmischen Region zu schaffen".

"Nationale Demütigung"

Kritiker in Israel hatten es zuvor als "nationale Demütigung" bezeichnet, dass Netanjahu in der "Mavi Marmara-Affäre" den Türken 21 Millionen Dollar Entschädigung zugestanden hat. Im Mai 2010 hatte eine in der Türkei organisierte "Gaza-Freiheitsflotte" versucht, die israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Bei Kämpfen auf dem Führungsschiff Mavi Marmara wurden zehn türkische Aktivisten getötet.

Das markierte den Tiefpunkt der Beziehungen, die sich schon seit dem Antritt von Recep Tayyip Erdogan als türkischer Premier stetig verschlechtert hatten.Netanjahu argumentierte nun, das Abkommen gewährleiste den "Schutz der israelischen Soldaten und Kommandanten vor strafrechtlichen und zivilen Klagen" – dies werde sogar in einem türkischen Gesetzesbeschluss verankert werden.

In hebräischer Sprache zählte Netanjahu weitere aus seiner Sicht vorteilhafte Punkte auf. So werde die "Sicherheitsblockade des Gazastreifens" fortgesetzt, was "zur Verhinderung der Aufrüstung der Hamas unbedingt nötig" sei. Wie schon bisher könnten Waren über den israelischen Hafen von Aschdod in den Gazastreifen geliefert werden. Zugleich erlaube das Abkommen die Lösung von humanitären Problemen im Gazastreifen, insbesondere in den Sektoren Strom und Wasser, was auch in Israels Interesse liege. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 27.6.2016)