Selbstgemachte Kuchen, Sandwiches und Birchermüsli gibt es auch als Take-away.

Foto: Alex Stranig

Im Lokal finden sich Vintagemöbel und ausgesuchte Stücke.

Foto: Alex Stranig

Direkt an der Strozzigasse gibt es auch einen kleinen Schanigarten.

Foto: Alex Stranig

Wer durch die Wiener Strozzigasse im 8. Bezirk spaziert, stellt fest, dass sich hier gastronomisch einiges tut. Hat man die Gasse früher vor allem mit Studentenheimen (Stuwo und Pfeilheim) assoziiert, so redet man heute darüber, in welchem Lokal man hier gut essen kann. Die Studentenheime gibt es zwar immer noch, um an vernünftiges Essbares zu kommen, muss man aber nicht mehr in die Nachbarschaft pilgern.

Das Gubler & Gubler, das früher eine Konditorei war und direkt an das neue Kommod anschließt, das wiederum eine Bäckerei war, bildet den Beginn der kleinen Bobo-Gastromeile, wenn man von der Josefstädter Straße abbiegt. Die Quereinsteiger Kathrin und Markus Gubler haben aus einem in die Jahre gekommenen Gewölbe ein durchaus herzeigbares Lokal gemacht und sich ihren Traum vom eigenen Bistro verwirklicht. Als Schweizer war es irgendwie klar, dass die Karte Schwiizerdütsch sprechen muss. Die Chefin kann das übrigens auch. Und nicht nur das.

Liebe zum Detail

Mit viel Liebe hat die Illustratorin und Werbefachfrau das Lokal gestaltet. Neben ausgewählten Vintagestücken wie einer Kredenz und einer alten Lebensmittelwaage, karierten Tischdecken und Kissen finden sich auch Malereien auf Türen, Tafeln und Karten, die erkennen lassen, dass hier viel Wert auf Details gelegt wurde. Dabei hat man bei der Karte offenbar ein bisschen auf das Grundkonzept, Schweizer Essen, vergessen. Klar ist man froh, nicht in Franken zahlen zu müssen, aber ein bisschen mehr Mut bei der Speise- und Getränkekarte darf schon sein.

Das Bier (Mohrenbräu) kommt aus Vorarlberg, der Wein aus dem Burgenland, Niederösterreich und Wien. Das verwundert ebenso wie das Wiener Frühstück auf der Karte. Es gibt aber einige Lichtblicke. Auf der für ein Bistro sehr umfangreichen Speisekarte finden sich Klassiker wie Raclette und Käsefondue – die Grundzutat dafür kommt vom hipsten Käseladen Wiens, dem Schweizer Jumi, der nur wenige Schritte entfernt liegt.

Für den kleinen Hunger gibt es feine Sandwiches und Birchermüsli, die Hauptspeisen können locker mit einer Almhütte im Montafon mithalten. Dass die Schweizer Küche nicht für leichte und filigrane Zutaten steht, wird auch hier schnell klar.

Fleisch ist mein Gemüse

Die mächtige Kalbsbratwurst mit Rösti und Zwiebelsauce ist nicht nur ein Füller für Heißhungerattacken, sondern schmeckt unheimlich köstlich. Hätte man der Wurst noch ein paar Minuten mehr auf der heißen Platte gegönnt, es hätte weder der Farbe noch dem Geschmack geschadet. Die Zwiebelsauce ist eine willkommene Alternative zu Estragon und Kremser. Auch wenn sie vielleicht neben dem Röstitaler, der in der Sauce ertrinkt, besser aufgehoben wäre.

Die Kalbsbratwurst (10,50 Euro) wird in Vorarlberg an der Schweizer Grenze hergestellt und mit Rösti und Zwiebelsauce serviert.
Foto: Alex Stranig

Das Kalbsbrät wird hier nicht nur in die Würste, sondern auch in kleine Blätterteigpasteten gefüllt und mit Weißwein-Obers-Sauce und Champignons serviert. Bei Luzerner Chüglipastetli wird das Brät noch mit Kräutern verfeinert und zu kleinen Kugeln geformt. Sehr fein.

Luzerner Chüglipastetli mit Weißwein-Obers-Sauce (13,50 Euro) wurden absichtlich als kleine Portion bestellt. Die normale Portion ist wesentlich größer.
Foto: Alex Stranig

Beim Bestellen des nächsten Gerichts zeigt man als Österreicher sicherheitshalber lieber mit dem Finger auf die Karte, um sich peinliche Verwechslungen mit unappetitlichen Wörtern zu ersparen. Ghackets mit Hörnli klingt banal, ist es auch. Serviert werden die leider etwas zu lang gekochten Hörnchen mit Apfelmus. Eine spannende Mischung. Die Frische der Äpfel ist wahrlich entspannend für den vom deftigen Essen gefüllten Magen.

Ghackets mit Hörnli (8,50 Euro) wird mit Apfelmus serviert.
Foto: Alex Stranig

Die Marillenwähe (3,50 Euro) wird mit nach Hause genommen, bevor sich das Zwerchfell noch weiter hebt und man sich nicht mehr rühren kann. Der Tipp der überaus freundlichen Mitarbeiterin, den Blechkuchen zu Hause für ein paar Minuten ins Backrohr zu schieben, wird beherzigt. Auch nach einigen Stunden schmeckt die Wähe, die es auch als pikante Variante gibt, noch köstlich.

Wer Lust auf traditionelle Schweizer Küche hat, wird das Gubler & Gubler lieben. Mit ein bisschen Glück schaffen es noch mehr landesübliche Speisen und Getränke auf die Karte.(Alex Stranig, 28.6.2016)