Die acht Goldmünzen wurden vor rund 2.000 Jahren auf dem antiken Schlachtfeld in Kalkriese verloren oder versteckt.

Foto: Hermann Pentermann, Varusschlacht im Osnabrücker Land

Osnabrück – Archäologen ist in der Region Kalkriese 16 Kilometer nordöstlich von Osnabrück in Niedersachsen ein bedeutender Münzfund gelungen: Die Wissenschafter legten in Oberesch acht Goldmünzen vom Typ Gaius/Lucius frei. Goldfunde sind in regulären Grabungen äußerst selten. Da das Edelmetall bereits in der Antike von außerordentlichem Wert war, gelangte es nur in Ausnahmefällen, meistens in der Folge von Natur- oder Brandkatastrophen sowie kriegerischen Ereignissen, in den Boden.

Die gefundenen Goldmünzen sind durchweg in einem guten Erhaltungszustand. Sie zeigen zum Teil deutliche Spuren der Verwendung und sind durch den Gebrauch an den Kanten abgegriffen. Der Fund kam in einem nur wenigen Metern umfassenden Bereich zutage, so dass die Forscher um Salvatore Ortisi von der Universität Osnabrück davon ausgehen, dass sie gemeinsam, als Teil eines Geldbeutels in den Boden gelangten. Wahrscheinlich ist die Barschaft im Zuge der Kämpfe auf dem Oberesch verloren gegangen oder auf der Flucht absichtlich verborgen worden. Alle aurei wurden in den Jahren zwischen 2 vor und 4/5 unserer Zeitrechnung in Lyon (Lugdunum) geprägt.

Die Münzen vom Typ Gaius/Lucius werden als Schlussmünze, also als Münzen mit der jüngsten Prägung, vor der Varusschlacht datiert. Das Münzbild zeigt auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers Augustus, auf der Rückseite die kaiserlichen Prinzen Gaius und Lucius Caesar. Zwischen den beiden Caesaren sind zwei Schilde, Lanzen und religiöse Gerätschaften so genannte Litui zu sehen, die auf die militärischen und religiösen Funktionen der beiden Prinzen als designierte Nachfolger des Augustus anspielen.

Eine Münze als Monatslohn

Ein aureus stellte zur Zeit des Kaisers Augustus (27 vor bis 14 unserer Zeitrechung) einen erheblichen Wert dar. Er entsprach in etwa dem Monatslohn und reichte aus, um in Rom eine ganze Familie einen Monat zu ernähren. Der kleine Goldhort hätte demnach ausgereicht, seinen Besitzer ein Jahr lang gut zu versorgen. Man kann davon ausgehen, dass die Barschaft einem Offizier oder einem höher gestellten römischen Soldaten gehört haben könnte. Die acht in Kalkriese gefundenen Goldmünzen sind bis auf eine Münze prägegleich. Auf einer Münze tragen Gaius und Lucius die Lanzen und Litui im Vergleich spiegelverkehrt.

Seit gut sechs Wochen graben das Archäologie-Team aus Kalkriese und die Wissenschafter der Universität Osnabrück im Museumspark. Bei den ausgewählten Arealen handelt es sich um zwei Schneisen in Richtung Mittellandkanal, die bei den bisherigen Untersuchungen noch kaum berücksichtigt worden sind. Der Münzfund wurde im zweiten Suchschnitt gemacht, der aufgrund einer Baumaßnahme des Museums angelegt wurde. (red, 28.6.2016)