Manchmal fühlt man sich einsam, manchmal ein bisserl arm. Aber es gibt Abhilfe, man muss nur seine Junkmails lesen. Dort reißt man sich um uns, es scheint, als spräche sich unsere Liebenswürdigkeit im weltweiten Netz endlich herum. Und als wäre das Glück kein Vogerl, sondern ein Magnet, ereilen uns zudem tolle Investitionsangebote.

"Guten Tag, meine liebste Freund! Wie ist deine Stimmung?", fragte uns jüngst Marina, und während uns andere, ein paar Mails weiter unten (kein Junk), ob unserer publizistischen Versuche zur Hölle schicken, freut sich das "freundlich und friedlich Mädchen" schon drauf, uns "besser zu erkennen". Ha! Und hat uns schon erkannt, denn Marina weiß, dass wir nicht die "vulgare Person sind, die nackte Fotos erbitten" wird. Nein, werden wir nicht tun, geloben wir, während wir schon angezogene Fotos suchen, auf die Marina, "die freie Frau, die keine Kinder nicht hat", schon "mit Ungeduld" wartet.

Finanziell haben wir für sie und uns jetzt auch schon vorgesorgt. Offenbar in Vorausahnung des Brexit hat uns ein Londoner Investmentbanker angemailt, der 18,5 Millionen Pfund auf einem "gebietsfremden Konto" (in der EU?) gefunden hat. Die Flockerln werden wir nun bei uns parken, ist auch alles legal, sagt Andrew aus London. Und 35 Prozent gehören uns – soll das Pfund doch ruhig weiterfallen.

Und wetten: Marina wird sich auch freuen. (Renate Graber, 28.6.2016)