Die israelisch-türkische Normalisierung ist ein Hinweis darauf, dass so manches in Bewegung kommen könnte auf diversen nahöstlichen Baustellen.

Eine Theorie war ja, dass die Beziehungen zwischen Ankara und Jerusalem nicht repariert werden können, solange jene zwischen Ankara und Kairo so schlecht bleiben. Die Türken pflegen den ägyptischen Präsidenten Abdelfattah al-Sisi noch immer gerne als Putschgeneral zu bezeichnen, der den rechtmäßigen Muslimbruderpräsidenten Mohammed Morsi gestürzt hat. Ägypten ist es deshalb gar nicht recht, wenn die Türkei künftig zur Schutzmacht im von der Hamas – ebenfalls Muslimbrüder – regierten Gazastreifen wird. Und die Israelis wiederum brauchen die Sicherheitszusammenarbeit mit Ägypten.

Aber da kommt Saudi-Arabien ins Spiel, das Ägypten drängt, den Konflikt mit den Muslimbrüdern in Ankara zumindest einzufrieren. Kairo kann sich nicht leisten, offen gegen den Wunsch Riads zu opponieren und muss die Kröte schlucken. Saudi-Arabien ist, seitdem seine Souveränität über die Straße von Tiran bestätigt wurde, auch zum Teilhaber des ägyptisch-israelischen Friedensvertrags geworden. Offiziell bleiben die israelisch-saudischen Beziehungen wegen der Palästinenserfrage im roten Bereich – de facto teilen die beiden Länder ihr wichtigstes Sicherheitsinteresse: die Eindämmung des Iran. Diesem Thema wird alles andere hintangestellt. (Gudrun Harrer, 28.6.2016)