Archivbild aus dem Vorjahr: Riesentorlauf der Herren am Rettenbachferner in Sölden.

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Innsbruck/Salzburg – Es gehe um nicht weniger als das Überleben einer Region, gaben sich die beiden Seilbahnchefs überzeugt, als sie am Mittwoch ihr Vorhaben präsentierten. Wird es realisiert, sollen die beiden Wintersportregionen Pitztaler Gletscher und Sölden – bereits jetzt eines der größten Skigebiete Tirols – demnächst zusammenwachsen. Möglich wäre das durch den Bau von drei Seilbahnen und eines Skitunnels sowie die Erschließung von rund 64 Hektar neuer Pistenflächen. So sieht es der Projektplan vor.

"Je größer, desto besser. Die Leute wollen Abwechslung", sagt Hans Rubatscher, Geschäftsführer der Pitztaler Gletscherbahn. "Wenn jemand glaubt, es gibt eine andere Möglichkeit, die Besiedelung der Täler aufrechtzuerhalten, soll er mir die nennen", führt Jakob Falkner, sein Gegenüber auf Ötztaler Seite, aus.

Selbahnchefs hoffen auf Umsatzplus

Insgesamt betrage das Investitionsvolumen etwa 120 Millionen Euro. Die Verantwortlichen erhoffen sich im Gegenzug eine Einnahmensteigerung bei den Nächtigungen von rund 15 Millionen Euro für das Pitztal und von 28 Millionen Euro für das Ötztal sowie ein Umsatzplus für die Bergbahnen von bis zu 15 Prozent. Das Projekt liegt nun bei der zuständigen Behörde zur Umweltverträglichkeitsprüfung.

Die Grünen sind mit den Plänen so aber jedenfalls nicht einverstanden: "Auf dem Gletscher wird es keine neuen Pisten geben", wurde Tirols Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne) bereits vor über einem Jahr im Zusammenhang mit dem Vorhaben der beiden Seilbahnen in der Tiroler Tageszeitung zitiert. "Das ist ein sensibles Gebiet, deswegen haben wir im Koalitionsabkommen vereinbart, dass maximal eine Überspannung möglich ist", sagt Gebi Mair, grüner Klubobmann im Landtag.

Skibereich mit "Ablaufdatum"

Die Regionen Pitztal und Ötztal sind bei weitem nicht die einzigen, die sich zusammentun wollen, um gemeinsam für Skitouristen attraktiv zu bleiben. "Den Trend gibt es seit einigen Jahren", sagt Tirols Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer. "Es gibt da positive und negative Beispiele."

Das Argument, dass Regionen ohne Seilbahnausbau aussterben, lässt er so aber nicht gelten: "Es werden kaum Überlegungen für andere Wintersportbeschäftigungen für Gäste angestellt. Der Fokus liegt allein auf dem Skibereich, der ein Ablaufdatum haben wird."

Tausende Pistenkilometer

Zwischen Salzburg und Kitzbühel wird im Rennen um Skitouristen indessen ein anderer Weg eingeschlagen: Die beiden Saisonkartenmodelle Salzburg Super Ski Card und die Kitzbüheler Alpen AllStarCard schließen sich zu einem Kartenverbund zusammen. Damit entsteht nun der zweitgrößte Skipassverbund der Welt.

Das Gebiet reicht vom Inntal bis ins Ennstal, vom bayerischen Raum bis nach Kärnten. Mit einer Karte können Skifahrer dann 2750 Pistenkilometer, das entspricht der Strecke München-Marrakesch, in 25 Skiregionen und 80 Skigebieten mit 900 Liften und Seilbahnen befahren. Die Saisonkarte kostet 755 Euro, im Vorverkauf 680 Euro – eine Preissteigerung von rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

"Bergler-Image"

Laut Kostenzer fehlt ein Gesamtkonzept, wie es mit dem Alpintourismus weitergehen soll: "Die wenigsten Gäste kommen nach Tirol, um in einem Großbetrieb von einem ostdeutschen Kellner bedient zu werden. Es wäre wesentlich zukunftsträchtiger, auf das authentische Bergler-Image zu setzen als auf Zusammenschlüsse", sagt er. (Katharina Mittelstaedt, Stefanie Ruep, 29.6.2016)