"Schockierend und negativ" seien die Resultate seiner Studie, allerdings nicht überraschend, sagt der Kognitionspsychologe Sevag Kertechian. Über einen Zeitraum von drei Jahren hat er 400 Bewerbungen auf Jobs im Vertrieb und Rechnungswesen im Großraum Paris verschickt. Den Lebensläufen beigefügt war jeweils ein Bild einer Frau mit schwarzem Kleid – einmal mit tiefem Ausschnitt, einmal eher hochgeschlossen. Beide Frauen sind außerdem dunkelhaarig und sehen sich ähnlich – auch die Lebensläufe gestaltete Kertechian, der an der Pariser Universität Sorbonne sein Doktorat absolviert, identisch.

Diese Fotos wurden für die Studie verwendet.
Foto: University of Bristol

Im Vertrieb sorgte das Dekolleté für 62 zusätzliche Einladungen zu Bewerbungsgesprächen, im Rechnungswesen waren es 68 zusätzliche. Kertechian spricht von einem bemerkenswerten Zusammenhang zwischen Ausschnitt und Entscheidung der Personaler. Nun möchte er weiterforschen, denn es wurde beispielsweise nicht erhoben, ob die Recruiter männlich oder weiblich waren.

Die Geschichte passt in die aktuelle Diskussion über den Einfluss von Fotos bei Bewerbungen. Die Personalchefin von Siemens Deutschland sprach sich vor wenigen Tagen dafür aus, auf Bewerbungsfotos zu verzichten. Einen Schritt weiter gehen jene, die eine anonymisierte Bewerbung fordern, um Diskriminierung nach Herkunft, Alter oder Geschlecht zu vermeiden. (lhag, 30.6.2016)