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Jeremy Corbyn verliert laut einer Umfrage nun auch das Vertrauen der Parteimitglieder.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

London – Die Mitglieder der britischen Labour-Partei wenden sich laut einer Umfrage von ihrem unter Druck geratenen Vorsitzenden Jeremy Corbyn ab. Nur noch 51 Prozent der Befragten meinten, Corbyn leiste gute Arbeit, 48 Prozent waren gegenteiliger Ansicht. Noch Anfang Mai lag das Resultat der Befragung bei 72:27 Prozent, wie das Institut Yougov mitteilte.

Corbyn will Parteichef bleiben

Trotz massiven Drucks seiner Abgeordneten im Unterhaus weigert sich Corbyn zurückzutreten. Seine Kritiker fürchten, mit Corbyn an der Spitze eine mögliche Neuwahl zu verlieren. Zudem werfen sie ihm vor, er habe sich beim EU-Referendum nicht mit genügend Nachdruck für einen Verbleib Großbritanniens in der Gemeinschaft eingesetzt.

Mehr Mitglieder für Sozialdemokraten

Allerdings sind laut einem Bericht des Independent in der vergangenen Woche 60.000 Menschen der Labour Party beigetreten, also seit Corbyn innerparteilich massiv unter Druck gekommen ist. Insgesamt hat Labour nun rund 450.000 Mitglieder – mehr als zum Beginn der Amtsführung von Tony Blair als mit 405.000 die bisher höchste Migliederzahl erreicht wurde.

Nachfolge Camerons weiter offen

Bei den Konservativen ist die Nachfolge des amtierenden Premierministers David Cameron noch offen. Innenministerin Theresa May gilt als Favoritin, ihr stärkster Konkurrent ist Justizminister Michael Gove. Der Brexit-Wortführer und Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson hatte am Donnerstag völlig überraschend auf eine Kandidatur verzichtet.

Gove will Austrittsantrag nicht 2016 stellen

Einer der möglichen Nachfolger von Cameron, Justiminister Michael Gove, will sich im Falle eines Wahlerfolgs Zeit lassen mit dem offiziellen Austritt aus der EU. Er rechne nicht damit, dass Artikel 50 noch in diesem Jahr ausgelöst werde, sagte Gove am Freitag in einer Pressekonferenz zu seinen Zielen. Zuvor müssten ausführliche Vorgespräche mit der EU geführt werden. Mit Artikel 50 der EU-Verträge wird der Brexit formal eingeleitet. Dafür muss Großbritannien einen Antrag bei der EU stellen. Die EU hat erklärt, dass sie die Scheidungsverhandlungen erst nach dem Auslösen von Artikel 50 aufnehmen werde.

Gove war ein enger Mitstreiter des Brexit-Vorkämpfers Boris Johnson. Johnson hatte überraschend erklärt, nicht als Cameron-Nachfolger kandidieren zu wollen. Gove kündigte seine eigene Kandidatur an und erklärte, der neue Regierungschef müsse unbedingt ein Brexit-Befürworter sein. (APA, 1.7.2016)