Wien – Die Grazer Einkaufsgemeinschaft Lyoness hat neben juristischen Auseinandersetzungen auch Probleme mit Partnern. So wurde das von einem Mastercard-Lizenznehmer aufgelegte Lyoness-Prepaid-Kartenprogramm eingestellt. Das Programm wurde von Mastercard nie genehmigt, der Lizenznehmer hat deshalb mehrere Abmahnungen von Mastercard bekommen.

"Wir werden alles tun, was notwendig ist, um Schaden von unserer Marke fernzuhalten", sagte Mastercard-Österreich-Chef Gerald Gruber.

"Keine Kenntnis"

Lyoness selbst "hat keinerlei Kenntnis von einer Abmahnung – weder von Mastercard noch vom ausführenden Partner von Mastercard", so das Grazer Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme auf die Frage, ob Lyoness von Mastercard abgemahnt worden sei.

Laut Gruber hatte Mastercard nie eine direkte Geschäftsbeziehung mit Lyoness. Das ganze sei über eine unter anderem in Großbritannien registrierte Kartenausgabefirma gelaufen. Dieser Mastercard-Lizenznehmer lege zahlreiche Kartenprogramme auf, unter anderem das Lyoness-Programm. Das Problem: Das Lyoness-Programm wurde von Mastercard nie genehmigt, wie Gruber sagt. "Wir haben unseren Vertragspartner entsprechend abgemahnt."

Seines Wissens sei das Prepaid-Kartenprogramm schon eingestellt worden. "Im Web existieren aber noch Bilder der Karte", so Gruber.

Probebetrieb

Lyoness hielt zu dem Programm fest: "Dieses war nur in fünf Ländern probeweise in Betrieb und wurde nach der Probephase eingestellt, da Lyoness ein weltweites System für seine Kunden implementieren möchte und dies mit dem bestehenden Programm nicht möglich war. Lyoness war zu keinem Zeitpunkt Kartenbetreiber, sondern nur Kunde."

Unlängst, sagt die Firma BE Konfliktmanagement, die hunderte unzufriedene Lyoness-Kunden vertritt, habe Lyoness aber in Südafrika wieder mit der Marke Mastercard geworben. Konkret sei einem Mitglied des Lyoness-Strukturvertriebs angeboten worden, das neue "Lyoness – MasterCard Polo Golf Shirt" zu erwerben; die E-Mail von Lyoness an die Südafrikanerin liegt der APA vor.

Auch der Mastercard-Österreich-Chef kennt die Mail. "Das hat bei uns sofort eine Reaktion ausgelöst." Mastercard habe seinen Lizenzpartner aufgefordert, "dafür zu sorgen, dass es sein Vertragspartner – Lyoness – unterlässt, damit zu werben. Diese Aufforderung ist in der Vergangenheit schon erfolgt und wurde jetzt, nachdem das südafrikanische Beispiel aufgetaucht ist, wiederholt", so Gruber. Mastercard sei "formal noch nicht vor Gericht gegangen, aber die entsprechenden rechtlichen Schritte wurden angedroht."

Lyoness nahm zu Südafrika nicht im Detail Stellung.

Hinter der BE Konfliktmanagament steht der Journalist Ben Ecker. Seine Firma mit Standorten in München und Wien vertritt mehr als 300 Lyoness-Mitglieder, die rund 1,4 Mio. Euro von Lyoness zurückfordern. Darüber hinaus ist BE laut eigenen Angaben in Kontakt mit tausenden Lyoness-Mitgliedern aus verschiedenen Ländern, die sich ebenfalls geschädigt sehen, aber noch keine rechtlichen Schritte gesetzt haben. (APA, 1.7.2016)