Steve Hemmerstoffer hat oft als Erster neue Informationen zu kommenden Top-Smartphones parat.

Foto: derStandard.at, Steve Hemmerstoffer

Es beginnt üblicherweise viele Monate vorher. Gerüchte kursieren, erste Fotos tauchen auf. Die Öffentlichkeit erhält eine erste Vorstellung, was sich mit der nächsten Generation des iPhones von Apple oder anderen nachgefragten Mobiltelefonen ändern könnte.

Je näher die Veröffentlichung rückt, desto konkreter werden die Informationen. Neue Puzzleteile bestätigen oder widerlegen Annahmen. Oft ist jedes Detail eines neuen Smartphones bekannt, noch bevor der Hersteller offiziell den Schleier lüftet.

Das Geschäft der Leaker

Verantwortlich für die Versorgung mit Vorabinformationen sind die sogenannten Leaker. Einer von ihnen ist Steve Hemmerstoffer. Er veröffentlicht seine Informationen auf der französischsprachigen Plattform No Where Else sowie seit einiger Zeit auch auf Twitter unter dem Namen OnLeaks. Gegenüber Business Insider hat er einen Einblick in seine Arbeit gegeben.

Er schreibt Vollzeit für Nowhere Else, und das mittlerweile seit zehn Jahren. Lange trug er Informationen anderer Blogs und Nachrichtenseiten zusammen, doch mittlerweile hat er sein "eigenes kleines Informantennetzwerk". Aufgrund seiner exklusiven Leaks, hat sich No Where Else mittlerweile zu einer bekannten Anlaufstelle für inoffizielle Vorabinformationen entwickelt. Mit dem Twitterkanal bedient er außerdem nun auch englischsprachiges Publikum.

Fake vs. real

Reale Leaks von Fakes zu unterscheiden ist dabei nicht immer einfach. Insbesondere auf Weibo, ein chinesischer Kurznachrichtendienst im Stile von Twitter, fänden sich oft Fälschungen. Oft sind es nachbearbeitete Bilder, die als authentischer Leak präsentiert werden.

Bei der Beurteilung von Informationen setzt Hemmerstoffer zuerst auf seine Erfahrung. Er versucht einzuschätzen, wie plausibel der angebliche Leak ist. Um sicher zu gehen, versucht er über eine Reverse Image Search den Ursprung bzw. die erste Quelle eines Fotos aufzuspüren. Mit dieser und einem Check etwaiger vorhergehender Veröffentlichungen, versucht er die Authentizität bestmöglich sicher zu stellen. Die Medien kritisiert er dafür, oft ungeprüften Leaks Aufmerksamkeit zu schenken.

Weil Leaks sehr viele Leser finden, sei es auch wichtig, möglichst genau hinzusehen. Allerdings passieren auch ihm gelegentlich Fehler. Sein Vorbild in der Arbeitsweise ist übrigens Evan Blass, ein anderer Leaker, den man auch als "evleaks" kennt.

Das Material selbst stammt oft von Fabriksarbeitern, die entweder eine Diskussion anregen oder Aufmerksamkeit gewinnen wollen. Dazu gibt es auch spezialisierte Foren, in denen etwa Fabriksangestellte um Hilfestellung für die Herstellung von Ersatzteilen oder den Zusammenbau von bestimmten Teilen ersuchen und dazu Fotos hochladen, ohne an das Leak-Risiko zu denken. Ob es auch Quellen gibt, die für die Weitergabe von Informationen bezahlt werden, möchte Hemmerstoffer allerdings nicht verraten.

Fluktuierender Informationsfluss

Schwer zu sagen ist, warum derzeit sehr oft Skizzen zukünftiger Smartphones auftauchen oder warum es kaum Leaks zur nächsten Apple Watch gibt. Letzteres dürfte allerdings daran liegen, dass die Zulieferer und Subunternehmer, die an der nächsten Smartwatch aus Cupertino beteiligt sind, noch kaum bekannt sind. Beim iPhone hingegen wüsste man schon längst, wer in die Herstellung involviert ist.

Dass die Menge an Leaks von Jahr zu Jahr mitunter stark schwankt, sei einfach der Verlauf der Dinge. Denn Fabriksarbeiter und andere Quellen verlieren oder wechseln den Job oder beschließen aus Angst vor Folgen, keine Informationen mehr weiter zu geben. Er selbst schätze sich glücklich, viele gut positionierte und zuverlässige Kontakte in der Fertigungskette zu haben. Das sei im Leaking-Wettbewerb auch sein Vorteil gegenüber vielen anderen, da der Aufbau eines Informantennetzwerks eine Langzeitstrategie ist, die nicht jeder verfolgen könne.

iPhone 7 wird sich äußerlich kaum ändern

Zum iPhone 7 traut sich Hemmerstoffer Folgendes zu sagen: Das nächste Apple-Smartphone wird seinem direkten Vorgänger sehr ähnlich sein, lediglich die Antennenstreifen und die rückseitige Kamera dürften sich merkbar unterscheiden. Als ziemlich sicher gilt, dass Apple auf einen Kopfhöreranschluss verzichten wird. Eventuell könnte das Handy im Gegenzug dafür einen zweiten Lautsprecher erhalten.

Wie auch andere Beobachter rechnet der Leaker damit, dass Apple kommendes Jahr, zum zehnten Jubiläum der Reihe, umfassende Änderungen vorbereitet. (gpi, 04.07.2016)