Der Eis-Greissler in der Wiener Rotenturmstraße erfreut sich großer Beliebtheit.

Foto: Eisgreissler

Hätte einem vor Jahren jemand gesagt, dass man sich für ein Stanitzel Eis 30 Minuten anstellen soll, man hätte ihn für verrückt erklärt. Heute scheint es hingegen selbstverständlich, sich völlig stoisch hinter der Mutter mit dem quengelnden Kind an der Hand und dem veganen Pärchen, das seinen Kosmopolitismus demonstriert, indem es nur englisch miteinander spricht, einzureihen, bis man endlich sagen darf: "Ich hätte gerne ein Stanitzel mit zwei Kugeln."

Der Hype, von dem alteingesessene Eissalons meist nur träumen können, scheint für die neuen Eismacher eine Selbstverständlichkeit zu sein. Sie machen aber auch alles anders. Das behaupten sie zumindest. Einer der bekanntesten Newcomer ist der Eis-Greissler aus Krumbach in Niederösterreich. Helles Geschäftslokal, blau-weiß karierte Tapeten und überall Hinweise auf die gute Biomilch – so präsentieren sich die Eismacher, die eher durch Zufall zum Eismachen gekommen sind. Die Milchbauern Andrea und Georg Blochberger hatten irgendwann die Idee, nicht nur Milch und Joghurt, sondern auch Speiseeis zu verkaufen. Der wichtigste Rohstoffgeber dafür, ihre 45 Milchkühe, standen ohnehin vor der Haustüre.

Spätestens nach der Eröffnung des ersten Eis-Greisslers in der Wiener Rotenturmstraße war klar: Sie hatten genau den richtigen Riecher. Eigenwillige Sorten wie Ziegenkäse oder Kürbiskernöl lockten Neugierige an, natürliche Inhaltsstoffe wie frisches Obst oder Nüsse überzeugten viele Kunden und machten sie zu Wiederholungstätern. Neben dem natürlichen Eis mit extra hohem Fruchtanteil bekommt man auch vegane Sorten. Mittlerweile gibt es neben den zwei Filialen in der Bundeshauptstadt auch Ableger in Wiener Neustadt, Graz und Klagenfurt. Weitere Filialen sollen bereits in Planung sein. Um zu zeigen, wie ihr Eis gemacht wird, und aus Platzgründen haben die Blochbergers diesen Frühling eine Schau-Manufaktur in ihrer Heimat eröffnet, in der man als Normalsterblicher nicht nur Eis kaufen, sondern auch bei dessen Herstellung zusehen kann. Hier, wo alles begonnen hat, steht jetzt ein herzeigbares Headquarter, das Ausflugsgäste anlocken soll.

Ob man in Krumbach demnächst auch Sicherheitskräfte braucht, die die Massen besänftigen und ordnen, bleibt abzuwarten. Der Hype um das Bio-Eis aus der Buckligen Welt reißt jedenfalls nicht ab. (Alex Stranig, RONDO, 8.7.2016)