Am linken Unterkiefer zeichnet sich die vom Tumor verursachte Schwellung ab.

Illustration: Mihai Dumbrav

Southampton/Bukarest – Erstmals haben Forscher an einem Fossil etwas identifiziert, das aus der Medizin wohlbekannt ist: ein Ameloblastom, ein Gesichtstumor, der von den zahnschmelzbildenden Zellen ausgeht, meistens gutartig ist, aber durchaus beachtliche Größen annehmen kann. Ameloblastome kennt man von Säugetieren inklusive des Menschen und manchen Reptilienarten.

Die Spezies

Ganz neu ist hingegen der Befund bei einem Dinosaurier. Im konkreten Fall, von dem Forscher der Universität Southampton und der Universität Bukarest in "Scientific Reports" berichten, handelt es sich um einen jungen Telmatosaurus transsylvanicus. Diese Spezies lebte vor etwa 69 bis 67 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Rumänien und war mit ungefähr fünf Metern Länge für einen Hadrosaurier eher klein.

Telmatosaurus stand nahe an der Urform der Hadrosaurier ("Entenschnabeldinosaurier"), einer der letzten Erfolgsgeschichten der Dino-Evolution. Die pflanzenfressenden Hadrosaurier brachten so bekannte Spezies wie Edmontosaurus (früher Anatosaurus) und Maiasaura hervor, die Spezies, die der Welt vor Augen führte, dass die Dinosaurier Brutpflege betrieben.

Todesursache unbekannt

Der fossilierte Unterkiefer des Telmatosaurus war vor über zehn Jahren im Westen Rumäniens gefunden worden. Die Deformation war damals bereits aufgefallen. Erst eine röntgenmikrotomografische Untersuchung in der Schweiz ermöglichte es aber, die Ursache der Deformation zu erkennen.

Die Forscher um Zoltán Csiki-Sava von der Uni Bukarest gehen nicht davon aus, dass der Tumor das Tier stark beeinträchtigt hatte, zumal es sich um ein noch nicht ausgewachsenes Exemplar handelte und auch der Tumor noch nicht allzu groß war. Allerdings kann selbst eine geringe Schwächung dazu geführt haben, dass sich ein Räuber just dieses Tier aus einer Telmatosaurusherde herauspickte.

Die Todesursache muss allerdings Gegenstand von Spekulationen bleiben. Woran das Tier gestorben ist, lässt sich aus den nahe einem ehemaligen Flussbett gefundenen Knochenresten nicht ableiten. (jdo, 5. 7. 2016)