Klagenfurt – Im Untreueprozess rund um eine Fairness-Opinion beim Verkauf der Hypo an die BayernLB ist am Mittwoch Investmentbanker Heinrich Pecina befragt worden. Der Angeklagte hatte sich bereits am ersten Verhandlungstag am Dienstag schuldig bekannt. Er betonte, dass der damalige Aufsichtsrats-Chef Wolfgang Kulterer das Gutachten haben wollte, das nun Gegenstand des Strafprozesses ist.

Pecinas Firma, Vienna Capital Partners (VCP), hatte die Fairness-Opinion beim Hypo-Verkauf erstellt. Die Kosten dafür, 3,8 Mio. Euro netto, hatte die Hypo selbst übernommen – obwohl laut Staatsanwaltschaft die Kärntner Landesholding (KLH) als Verkäuferin der Bank bezahlen hätte müssen. Noch dazu sei die Bezahlung über Scheinrechnungen abgewickelt worden. Neben Pecina und Kulterer sind auch noch die Ex-Bankmanager Josef Kircher und Tilo Berlin angeklagt, die VCP ist nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz mitangeklagt. Die ehemaligen Hypo-Granden bekannten sich nicht schuldig.

Bestmöglicher Preis

Vor dem Verkauf der Hypo an die BayernLB habe man innerhalb kurzer Zeit die Fairness-Opinion benötigt, sagte Pecina vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Richterin Sabine Roßmann. Die VCP war bereits lange mit der Hypo im Geschäft. "Wir haben im Frühjahr 2007 geschaut: Wenn die KLH plant, zu verkaufen, ist das überhaupt in dieser Form beihilfenrechtlich möglich? Und wenn ja, wie kann man das machen", sagte Pecina. "Die Antwort hat dann gelautet: Ja, es ist möglich, wenn mit einer Fairness-Opinion bestätigt wird, dass der Verkauf den bestmöglichen Preis am Markt zu diesem Zeitpunkt bringt."

Kulterer habe laut Pecina dann bei einem Treffen gesagt: "Wir werden eine Fairness-Opinion benötigen." Vorerst sei kein Thema gewesen, wer für das Gutachten bezahlen soll. "Hatten Sie keine Bedenken, dass Kulterer ja keine Funktion in der KLH hatte, der die Fairness-Opinion ja eigentlich zugutegekommen ist?", fragte Roßmann. "Ich wusste, dass nicht er das entscheiden konnte. Aber ich wusste, dass er oft die Koordination übernimmt, zwischen Bank, KLH und politischen Verantwortungsträgern", antwortete Pecina. Dass die Landesholding nur Aufträge im Wert von maximal 60.000 Euro ohne Ausschreibung vergeben konnte, sei vorerst nicht zur Sprache gekommen.

Schlüssel zu Riesengewinn

Kulterer habe dann, so Pecina, mit Berlin geredet und Berlin dazu gebracht, die Kosten für die Fairness-Opinion zu übernehmen. "Das nächste Problem war dann, dass Berlin gesagt hat, dass er die Kosten nur dann übernimmt, wenn es auch wirklich zum Closing kommt", sagte Pecina. Pecinas Partnerin, die HSBC, wollte aber gleich nach Erstellung bezahlt werden. "Also habe ich mich dazu bereit erklärt, das Risiko zu übernehmen für den Fall, dass es zu keinem Closing kommt. Ich habe also die HSBC vorfinanziert." Pecina habe aber darauf bestanden, dass die Hypo Sicherheitsgeber sein soll – für den Fall, dass Berlin die offene Rechnung nicht bezahlt. "Einfach aus dem Grund, damit ich mit Berlin nicht herumstreiten muss", so Pecina.

"Warum hat sich Berlin bereit erklärt, die Kosten zu übernehmen?", fragte Roßmann. "Für mich ist klar gewesen, dass Berlin größtes Interesse haben müsste, dass die Fairness-Opinion zustande kommt", antwortete Pecina. "Denn für die Bank war es existenzsichernd. Und für Berlin & Co. war es der Schlüssel, zu einem riesigen Gewinn zu kommen." (APA, 6.7.2016)