Wer wissen will, wie es um Europa steht, sollte nicht nur stier nach Brüssel schauen. Sondern zum Beispiel auch nach Nickelsdorf und Hegyeshalom. Da steigt dieses papierene Europa ja ins Fleisch. Und aktuell muss man leider sagen, in jenes, von dem es gerade fällt. Nein, gut schaut's nicht aus für Europa.

Dass Österreich zu Ungarn und Ungarn als Retourkutsche zu Österreich den hochrangigen Grenzverkehr blockiert, kann ja wohl nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Und dass der burgenländische Landeshauptmann – Hans Niessl rühmt sich doch sonst so seines politischen Pragmatismus – mit kaum verhohlener Genugtuung "Hab ich's nicht gesagt?" sagt, spricht nicht für politische Weitsicht. Sondern im Gegenteil.

Dabei haben weder Niessl, noch der schnoddrig auf die Ungarn hinpeckende Innenminister, noch die sturen Ungarn ganz unrecht. Dass Ungarn die Außengrenze schützt, dass Österreich das im Fall ungarischer Nachlässigkeit auch tut und das Burgenland als hauptbetroffenes Bundesland schreit, ist ja nicht unredlich. Nur unpolitisch! Für sich schreien kann jeder. Recht haben auch. Aber wäre mit Schreien oder Rechthaben allein irgendein anstehendes Problem gelöst? Das aber – der unermüdliche Versuch, Dinge auf die Reihe zu kriegen, und nicht, sie zu zerreden – wäre der politische Job. In Brüssel. In Hegyeshalom. Und in Eisenstadt auch. Nein, gut schaut's nicht aus.(Wolfgang Weisgram, 6.7.2016)