Bild: Father's Island
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Auf eine ganz andere Art und Weise ebenso österreichisch ist das völlig gegensätzliche "Father’s Island" (Windows, 4,99 Euro) des Wieselburger Trash-Kultstudios Homegrown Games. Wer die Spiele des Teams um Ivan Ertlov – eigentlich Johann Ertl – kennt, weiß, dass die Grenze zwischen schlechtem Geschmack und genialem Trash ebenso schmal wie interessant ist. Eins vorweg: Auch "Father’s Island" zielt wie die vorigen, aus Liebe zum Schund geborenen Spiele des Studios auf ein kleines Publikum ab, dem Originalität, Wahnsinn und Freude am Absurden wichtiger sind als "objektive" Qualität.

Als perspektivenloser Ex-Sträfling sind Spielerinnen und Spieler auf einer frei begehbaren Insel auf der Suche nach der dunklen Familiengeschichte, und das ganz ohne Gegner: "Father’s Island" ist ein "Walking Simulator", in dem sich durch das reine Erforschen der Umgebung Schritt für Schritt eine verstörende Geschichte enthüllt. Die auf den ersten Blick schockierend aufs Auge hauende Grafik erweist sich beim Erforschen der überraschend großen Insel als detailliert und, jawohl, atmosphärisch, und die sich beachtlich steigernde surreale Mystery-Geschichte wird auch von Auftritten Ivan Ertlovs höchstselbst in der Rolle des als Vision auftretenden Vaters zur B-Movie-Perle aufgewertet.

Trash mit Selbstbewusstsein

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Grafisch und allgemein technisch, aber auch schauspielerisch bleibt "Father’s Island" hinter den allermeisten aktuellen Spielen zurück. Auch wenn man nach einiger Zeit sowohl die eigenwillige Grafik als auch den – nennen wir es: "charakterstarken" – Off-Erzähler ins Herz schließt, trägt das Spiel die Bezeichnung "Trash" mit Stolz und Selbstbewusstsein.

Was dieses Unikat aber trotzdem, und vor allem um den verlangten Preis, interessant macht, ist sein lustvolles Bekenntnis zu einer fast schon punkigen Scheißdrauf-Attitüde – und die ist vor allem in Zeiten stromlinienförmiger Zielgruppenoptimierung absolut erfrischend. "Father’s Island" ist die Mulatschag-Variante des allzu oft ins Bedeutungsschwangere abdriftenden Walking-Simulator-Genres – und ein ziemlicher Spaß für jene, die Freude an derlei Lo-Fi-Poptrash haben.

Video: Father's Island
HomegrownGames

Übrigens: English spoken!

Zweimal Indie aus Österreich, zwei verschiedene Welten. Dass der Horizont der beiden genannten Spiele allerdings über das rein Lokale hinausgeht, sei abschließend der Vollständigkeit halber erwähnt: Sowohl "The Lion’s Song" als auch "Father’s Island" sind vollständig in Englisch gehalten. Der Anerkennung durch ein weltweites Publikum steht somit nichts mehr im Weg. (rs, 31.07.2016)