Die Fassade deutet die frühere Nutzung an.

Visualisierung: Amisola

Aus Büros werden Wohnungen: Das wurde von EHL Immobilien jüngst als ein Trend am Immobilienmarkt bezeichnet. Der Grund: Am Wiener Büromarkt tut sich derzeit nicht viel, während Wohnungen heiß begehrt sind.

Das hat man auch bei der Amisola Immobilien AG, einem Unternehmen der Wlaschek Privatstiftung, erkannt: Direkt am Rochusmarkt werden bis August 53 Mietwohnungen unter dem Projektnamen "Fifty Five" in einem Bürohaus aus den 1970er-Jahren fertig.

Ziel sei ein Projekt gewesen, "das vom Mainstream weggeht", berichtet Amisola-Gesamtprokurist Thomas Belina. Entstanden sind Einheiten, die zwischen 36 und 111 m² groß sind und für "junge Menschen, Singles und Paare" konzipiert wurden. Die Mieten liegen zwischen etwa 650 Euro und 2500 Euro für eine der fünf Wohnungen im ausgebauten Dachgeschoß. Vor einem Monat startete die Vermarktung, gut die Hälfte sind laut Belina schon weg. Besonders begehrt seien kleinere Einheiten.

Lobby für Mieter

Manches erinnert noch an die frühere Nutzung – und das war auch so gewollt, sagt der Architekt Martin Mittermair: Die Fensterflächen an der dem Rochusmarkt zugewandten, in Schwarz gehaltenen Fassade zum Beispiel. Um diese Gesamterscheinung zu bewahren, wurde auf außenliegenden Sonnenschutz verzichtet, so Mittermair: "Wir wollten außen ein großes Ganzes haben. Und dahinter kann jeder machen, was er will." Auch das Stiegenhaus blieb erhalten.

Und zugunsten eines großzügigen Eingangsbereichs wurde – vom Lokal Rochus abgesehen – auf Verkaufsflächen im Erdgeschoß verzichtet. Dazu habe man sich auch von Wohnhäusern in New York inspirieren lassen, erzählt der Architekt. Auf Transparenz wurde auch in den Wohnungen gesetzt, nämlich in Form von Glaswänden – auch im Bad. Für die, die Diskretion wollen, sind Vorhangleisten eingebaut.

Herrengasse und neunter Bezirk

Wohnungen im Büro entstehen auch anderswo: In der Herrengasse baut die Estrella Immobilieninvest AG, ebenfalls ein Unternehmen der Wlaschek Privatstiftung, unter dem Namen "Palais, Palais" 22 Mietwohnungen, wo einst die Redaktionsräume des Standard untergebracht waren. Und 6B47 entwickelt im neunten Bezirk mit dem "Living Kolin" 25 Wohnungen in einem Haus, das früher als Büro genutzt wurde. (zof, 15.7.2016)