Rätsel um Kometenbahn gelöst

Der Halleysche Komet ist vermutlich der bekannteste aller Schweifsterne. Mit schöner Regelmäßigkeit schaut er im Schnitt alle 76 Jahre im inneren Sonnensystem vorbei und bietet dabei immer wieder einen beeindruckenden Anblick am Nachthimmel (das nächste Mal im Februar 2061). So harmonisch seine elliptische Reise zwischen Merkur- und Neptunbahn auch scheint, tatsächlich verläuft seine Umlaufbahn im Detail ziemlich chaotisch. Bisher hielt man den Einfluss des riesigen Jupiter für die Hauptursache dieses Phänomens. Doch Forscher um Tjarda Boekholt von der Universität Leiden haben nun festgestellt, dass es in Wahrheit die Venus ist, die seit rund 3.000 Jahren als Ruhestörerin fungiert. Das bleibt allerdings nicht immer so: In weiteren 3.000 Jahren nähert sich die Kometenbahn wieder mehr dem Jupiter an, sodass dessen Schwerkraft den Einfluss der Venus überlagern wird.

Foto: Nasa

Muscheln verlieren im Klimawandel ihren Halt

Miesmuscheln und einige andere Muschelarten haben sich die turbulente Gezeitenzone als Lebensraum ausgesucht. Dort filtern sie das Wasser auf der Suche nach Nahrungspartikeln und halten sich mit sogenannten Byssusfäden am Untergrund fest, damit sie in der Brandung nicht fortgespült werden. Dieser Verankerung könnte nun aber zunehmend instabil werden: Emily Carrington von der University of Washington und ihre Kollegen haben entdeckt, dass die Versauerung der Meere aufgrund des immer höheren CO2-Gehalts in der Atmosphäre der Haltbarkeit der Fäden nicht gut bekommt. Im Laborexperiment zeigte sich, dass schon bei einem Absinken des pH-Wertes des Meerwassers um 0,4 Einheiten gegenüber bisherigen Werten die Byssusfäden nicht mehr richtig aushärten.

Fische haben 18 Mal Gift entwickelt

Gift hat sich im Tierreich sowohl als Abwehrwaffe, als auch für den Beutefang mehrfach bewehrt. Besonders in den Ozeanen und Süßwassergewässern bedienen sich zahlreiche Organismen chemischen Substanzen, die anderen Lebewesen nicht gut bekommen. Biologen von der University of Kansas haben nun nachgewiesen, dass sich allein bei den Fischen die Giftigkeit mindestens 18 Mal unabhängig voneinander entwickelt hat. Wie William Leo Smith und seine Kollegen im Fachjournal "Integrative and Comparative Biology" berichten, nutzen 95 Prozent der Fische ihr Gift zur Verteidigung. Der giftigste unter ihnen ist der Kugelfisch, der trotz seines hochpotenten Tetrodotoxins in Japan – bei fachgerechter Zubereitung freilich – als Delikatesse gilt. Für Taucher und Badende gefährlicher ist allerdings der perfekt getarnte Steinfisch (im Bild), dessen starkes Nervengift in spitzen Rückenstacheln steckt.

Foto: Benjamin Mueller

Vulkanausbruch bedroht Pinguine

Auf der südatlantischen Insel Zavodovski in der Nähe der Antarktis existiert eine der weltweit größten Kolonien von Zügelpinguinen (Pygoscelis antarctica). Mindestens eine Million Tiere haben sich dort versammelt, schätzen Biologen. Weitere 200.000 Goldschopfpinguine leben ebenfalls auf der nur 15 Quadratkilometer kleinen Insel. Nun ist das abgeschiedene Leben der Vögel bedroht: Der Vulkan Mount Curry, seit März wieder aktiv, hat zuletzt große Mengen an Asche ausgespuckt und die Hälfte der Inselfläche damit bedeckt. Für die Pinguine ist dies ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn sie befinden sich gerade in der Mauser. Ehe ihr Federkleid nicht nachgewachsen ist, können sie nicht aufs Meer hinaus fliehen. Wissenschafter des British Antarctic Survey (BAS) befürchten, dass die Asche den Vögeln nicht gut bekommt und wollen noch in diesem Jahr zwei Expeditionen losschicken, um Informationen über die Folgen des Vulkanausbruchs zu sammeln.

Foto: BAS

Bakterien sind keine Einzelgänger

Die Zusammenarbeit von Bakterien innerhalb mikrobieller Lebensgemeinschaften gestaltet sich sehr komplex. Die Mechanismen dahinter sind allerdings noch weitgehend unerforscht. Die Funktionsweise dieser Lebensgemeinschaften zu verstehen und am Computer zu modellieren, zählt derzeit zu den absoluten "Hot Spots" in der Mikrobiologie. Nun hat die Systembiologin Stefanie Widder von der Universität Wien den aktuellen Forschungsstand aufgearbeitet und gemeinsam mit Kollegen im "Multidisciplinary Journal of Microbial Ecology" präsentiert. Die Arbeit der Forscherin erwies sich geradezu als Hit in der Wissenschaftsgemeinschaft: Sie blieb wochenlang auf Platz 1 in der akademischen Community. Inhaltlich dreht sich das Paper um die Verquickung von experimenteller und theoretischer Forschung. "Da Bakterien überall auf der Welt vorkommen, erstrecken sich die zukünftigen Anwendungen von der Ökologie über Medizin bis hin zu Biotechnologie", erklärt Widder. Das Bild zeigt nitrifizierende Mikroorganismen, wie man sie in einer Kläranlage vorfindet.

Foto: Jan Roelof van der Meer

Hubble enthüllt das Herz des Krebsnebels

Der Krebsnebel zählt zu den am besten untersuchten und am häufigsten fotografierten astronomischen Objekten überhaupt – und trotzdem konnte bisher niemand die Frage beantworten, was genau sich in seinem Inneren verbirgt. Die farbenprächtige Wolke in 6.300 Lichtjahren Entfernung ist der Überrest einer Supernova, die im Jahr 1051 auf der Erde sogar tagsüber beobachtete werden konnte. Nun endlich haben Wissenschafter mithilfe des Hubble Weltraumteleskops das rätselhafte Zentrum des Krebsnebels enthüllt: einen Pulsar. Der verbliebene ultradichte Kern des ursprünglichen Sterns, der vor 1.000 Jahren explodierte, rotiert 30 Mal pro Sekunde um seine Achse. Fast so spannend wie die Aufnahme selbst, ist der Aufwand, der betrieben wurde, um ins Herz des Krebsnebels zu blicken. Das Bild ist eine Zusammensetzung aus zahlreichen Aufnahmen in unterschiedlichen Wellenlängen des Lichts, die in einem Zeitraum von zehn Jahren entstanden. Die unglaublich schnelle Rotation des Neutronensterns und ihre Folgen manifestieren sich in dem Foto als Wellenkreise, die von der Bildmitte ausgehen.

Foto: Nasa/Esa

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Am Samstag war Tag des Saolas

Das Saola (Pseudoryx nghetinhensis), auch bekannt als Vu-Quang-Antilope oder Vietnamesisches Waldrind, zählt zu den seltensten Säugetieren der Erde. Entdeckt wurde es erst vor 24 Jahren in den dichten tropischen Wäldern des Grenzgebiets zwischen Vietnam und Laos. Das Saola sieht aus wie eine Antilope, zählt aber zu den Rindern. Am meisten bedroht ist das Saola heute durch die Nachfrage nach seltenen exotischen Tieren aus China und anderen asiatischen Ländern. Diese werden zu angeblich medizinischen Anwendungen verarbeitet oder in teuren Wildfleisch-Restaurants angeboten. Obwohl die ausgelegten Schlingfallen eigentlich für andere Tierarten, wie etwa den Asiatischen Schwarzbär, bestimmt sind, werden von den kriminellen Wildererbanden auch immer wieder Saolas gefangen. Die Zerstückelung der Regenwaldgebiete und die illegale Abholzung der Wälder tun ihr Übriges, um die Waldrinder an den Rand des Aussterbens zu drängen. Experten vermuten, dass heute nur mehr wenige hundert Exemplare existieren. Um auf die Situation der Spezies aufmerksam zu machen, hat die Umweltschutzorganisation WWF am 9. Juli den Welttag des Saola ausgerufen.

Foto: AP/WWF

Kalter Zwerg mit Wasserwolken

Seit seiner Entdeckung im Jahr 2014 fasziniert der Braune Zwerg WISE 0855 die Astronomen. In nur 7,2 Lichtjahren Entfernung von der Erde ist er das kälteste bekannte Objekt jenseits unseres Sonnensystems. Trotzdem sind nun Forschern von der University of California, Santa Cruz, aussagekräftige Infrarotaufnahmen von dem verhinderten Stern gelungen: Die mit dem Gemini Observatory auf Hawaii gewonnenen Daten weisen stark auf die Existenz von Wolken aus Wasser oder Eis hin – die ersten, die außerhalb unseres Sonnensystems je gefunden wurden.

Illu.: Joy Pollard, Gemini Observatory/AURA

Wie Fortpflanzung mit überlangen Penissen funktioniert

Manche Käferarten sind mit einer Männlichkeit ausgestattet, die auf den ersten Blick etwas übertrieben wirkt. Der Penis des Distelschildkäfers (im Bild) beispielsweise ist so lang wie der Käfer selbst. Eine solche Ausstattung kann den Geschlechtsakt durchaus komplizieren. Warum also dieser ungewöhnlich lange Phallus? Darauf haben die Forscher um Yoko Matsumura von der Universität Kiel zwar keine Antwort gefunden, aber immerhin konnten sie beobachten, wie der Geschlechtsakt mit solchen "Werkzeugen" überhaupt funktionieren kann. Dafür nahmen sie die Paarung einiger Arten mit überlangem Penis mit Hilfe der Mikrocomputertomografie genauer unter die Lupe, wobei sich zeigte, dass die entsprechenden Weibchen einen gleichwertig langen Geschlechtskanal besitzen. Die Beobachtungen ergaben überdies, dass spezielle Muskeln und der Aufbau der Penisse – steif an der Basis und weich an der Spitze – den Akt mit hoher Geschwindigkeit und Zielsicherheit ausführen lassen.

Foto: Yoko Matsumura

Bisher nur theoretische Schwarze Löcher erstmals beobachtet

Die größten Schwarzen Löcher, von denen man weiß, sitzen in den Zentren von Galaxien und können eine Masse von mehreren Millionen Sonnen in sich vereinen. Wie diese gewaltigen Objekte entstanden sind, ist noch weitgehend unklar. Besonders jene Exemplare, die sich schon in der Frühzeit des Universums entwickelten, sind für die Wissenschafter ein Rätsel – wenn auch eines, für dessen Lösung man bereits eine These parat hat: Die Astrophysiker vermuten, dass 500 Millionen Jahre nach dem Urknall große Wasserstoff- und Heliumwolken durch die gewaltige Menge an UV-Strahlung zusammengehalten wurden, statt wie heute zu fragmentieren. Unter ihrer Schwerkraft zogen sich diese Wolken allmählich zusammen und kollabierten schließlich zu supermassereichen Schwarzen Löchern. Was bisher nur Theorie war, konnten nun Astronomen von der University of Texas in Austin anhand einer bisher rätselhaften Strahlungsquelle im fernen All nachweisen. Die Forscher identifizierten als Quelle der Strahlung ein riesiges Schwarzes Loch (im Bild eine Simulation), das auf Grund des gemessenen Spektrums direkt kollabiert sein muss – und zwar weniger als eine Milliarde Jahre nach dem Big Bang.

Illu.: Aaron Smith/TACC/UT-Austin

Oesia, einer unserer frühesten Vorfahren

Lange Zeit hielt man die ungewöhnlichen röhrchenartigen Strukturen für versteinertes Seegras. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die kleinen Türmchen und Schläuche Bauwerke von Meereswürmern sind und mit einem Alter von 500 Millionen Jahren zu den ganz frühen höheren Mehrzellern unseres Planeten zählen – wenn auch unklar blieb, wo im Stammbaum die Oesia genannten Wesen ihren Platz haben. Auf diese Frage haben nun Simon Conway Morris von der University of Cambridge zusammen mit kanadischen Kollegen eine Antwort gefunden. Zuletzt wurden im Marble Canyon in den kanadischen Rocky Mountains gut erhaltene Oesia-Fossilien entdeckt, die neue Erkenntnisse lieferten: Demnach ernährte sich der Wurm durch Filterung des Wassers. Weitere anatomische Merkmale wiesen den Tieren einen Platz unter den Hemichordata zu, die zu den Neumündern zählen, aus denen wiederum die Wirbeltiere hervorgingen. "Diese Funde bestärken uns in unserer Annahme, dass unsere frühesten gemeinsamen Vorfahren Filtrierer wie Oesia waren", erklärte Koautor Karma Nanglu aus Toronto.

Illu.: Collins

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Eine Formel zum Ursprung des Lebens

Solange uns als Beurteilungsgrundlage nur die Erde zur Verfügung steht, ist die Frage nach der Häufigkeit von Leben im All nicht zu beantworten. Auf wissenschaftlicher Grundlage spekuliert werden darf freilich trotzdem – und viele Forscher versuchen es dabei mit Mathematik. Bekanntestes Beispiel ist die 55 Jahre alte Drake-Formel, die auf den US-Physiker Frank Drake zurückgeht, und die mögliche Zahl technisch hochentwickelter Zivilisationen in unserer Galaxie angibt. Nun hat ein US-schottisches Forscherteam eine neue Gleichung vorgestellt – eine Art Weiterentwicklung der Drake-Formel, die allerdings auf der Frage basiert, wie oft aus unbelebter Materie Leben entstehen könnte. Grundlage der Formel sind Zahlen über die Verfügbarkeit von chemischen Lebensbausteinen und der Wahrscheinlichkeit, mit der sie sich zu Lebewesen verbinden.

Foto: AP/Dana Berry/SkyWorks/NASA

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Das größte Radioteleskop der Welt ist fertig

Die Welt hat ein neues größtes Radioteleskop: Dieser Tage hat China in der Provinz Guizhou die Vollendung des Five-hundred-meter Aperture Spherical Telescope (FAST) verkündet. Mit einem Schüssel-Durchmesser von 500 Metern wird die Anlage den Langzeit-Rekordhalter in Puerto Rico, das 1963 errichtete Arecibo-Observatorium, um 200 Meter übertreffen. Rund 180 Millionen US-Dollar soll die Errichtung des Teleskops gekostet haben, dazu zählen auch Entschädigungszahlung an jene 9.000 Chinesen, die rund um das Teleskop abgesiedelt wurden, damit es zu keinen elektromagnetischen Störungen beim Betrieb kommt. Mit der Anlage wird nicht nur tief ins All hinaus gehorcht, FAST soll auch im Rahmen des internationalen Seti-Projekts bei der Suche nach außerirdischen Zivilisationen eingesetzt werden.

Foto: Liu Xu/Xinhua via AP

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New Horizons darf weiterfliegen

Die vielbeachtete Nasa-Mission New Horizons darf nun auch offiziell neue Ziele in unserem Sonnensystem ansteuern: Vor einigen Tagen hat die US-Raumfahrtbehörde grünes Licht für die Fortsetzung der Mission gegeben. Nachdem die Sonde am 14. Juli des Vorjahres am Zwergplaneten Pluto vorbei geflogen und bis dahin einzigartige Aufnahmen zur Erde geschickt hatte, soll New Horizons als nächstes das Kuipergürtelobjekt 2014 MU69 ansteuern. Der erst 2014 entdeckte Himmelskörper dürfe einen Durchmesser von weniger als 50 Kilometern besitzen und kreist in einer Entfernung von 44 Astronomischen Einheiten (6,5 Milliarden Kilometern) um die Sonne. New Horizons ist aktuell 36 AE von der Sonne entfernt, wird also noch eine Weile unterwegs sein: am 1. Jänner 2019 soll die Sonde an 2014 MU69 vorbei fliegen.

Illu.: NASA / Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory

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Zoowelt

Aus einer spektakulären Zoo-WG im russischen Primorsky Safaripark bei Wladiwostok ist mittlerweile eine Ziegen-Kuppelshow geworden: Russlands berühmtester Bock Timur soll nämlich nicht länger Single bleiben. Der "furchtlose Timur" ist seit Monaten der Held der russischen Staats- und Klatschmedien. Eigentlich stand die Ziege in dem Safaripark auf dem Menüplan des sibirischen Tigers Amur. Doch Amur verschonte den quirligen Paarhufer, ließ sich sogar seine Frechheiten gefallen und lebte mit ihm in seinem Gehege für mehrere Wochen Seite an Seite – bis der Raubkatze schließlich doch der Gedulsfaden riss und er der Seifenoper mit einem kräftigen Hieb ein Ende bereitete. Timur überlebte mit ein Paar Knochenbrüchen und wurde zu Erholung auf einen Tierhof bei Moskau geschickt.

Seither will der Medienrummel um den Bock nicht abflauen. Der neueste Höhepunkt der Timur-Show: Der "Furchlose" (rechts im Bild) hat inzwischen eine mögliche Braut, Manja (links) von einem Hof im Moskauer Umland, gefunden. Die beiden sollen demnächst wieder in den Zoo nach Wladiwostok übersiedeln. In ein Gehege mit Tiger Amur sollen sie aber nicht mehr kommen, der hat inzwischen selbst weibliche Gesellschaft: Amur teilt seit Anfang Juni sein Gehege mit der Tigerdame Ussuri. (red, 10.7.2016)

Foto: AP/Pavel Golovkin