Wien/Warschau – Wegen seiner kritischen Berichterstattung über die nationalkonservative Regierung in Warschau hat das polnische Kulturinstitut in Wien die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Autor und Osteuropaexperten Martin Pollack beendet. Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) kritisierte die "Strafmaßnahme" als Missachtung der Pressefreiheit.

Grund dafür ist laut RoG die heftige Kritik Pollacks am polnischen Wandel, speziell in dem Anfang Mai im STANDARD erschienen Artikel "Das Freund-Feind-Schema", in dem der Autor über autoritäre Tendenzen der Regierung der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) schreibt. Die PiS erhielt bei den Wahlen Ende Oktober vergangenen Jahres die absolute Mehrheit. Seither brachte sie eine Reihe umstrittener Reformprojekte, wie beispielsweise die schärfere Kontrolle von Medien und dem Verfassungsgericht, auf den Weg.

Beschwerden bei Staatssekretär

Nach dem Artikel Pollacks beschwerten sich laut RoG, die sich auf die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" bezieht, PiS-Anhänger im polnischen Außenministerium bei Staatssekretär Jan Dziedziczak, der für die Auslandspolen wie auch für die polnischen Kulturinstitute verantwortlich ist. Das Ministerium führe eine Liste von Leuten, mit denen diese Institute nicht zusammenarbeiten sollen. Dem österreichischen Publizisten, der im polnischen Institut in Wien seit längerem unter dem Titel "Martin Pollack präsentiert" eine Gesprächsreihe leitet, wurde daraufhin umgehend die Beendigung der Kooperation mitgeteilt.

Angesichts der Tatsache, dass über Martin Pollack bereits in den 1980er-Jahren vom damaligen kommunistischen Regime wegen seiner kritischen Haltung ein Einreiseverbot verhängt worden ist, wirke die Maßnahme der gegenwärtigen polnischen Regierung "besonders abstoßend". (APA, 8.7.2016)