Wien – Überraschend endete eine nun publizierte, klinische Phase-3-Studie für ein vielversprechendes Medikament zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs. Das Ergebnis: Verglichen mit der etablierten Standardtherapie erzielte das neue Therapeutikum keine wesentliche Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit von Patienten.

Im Jahr 2012 startete die internationalen Studie zur Wirkung des Medikaments Cabozantinib zur Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms. An der Untersuchung war auch die Arbeitsgruppe Urologische Tumore an der Universitätsklinik für Innere Medizin der MedUni Wien beteiligt.

"Cabozantinib erhöhte zwar das Gesamtüberleben der behandelten Patienten in den meisten Fällen um ein bis zwei Monate, doch im Vergleich zur gängigen Standardtherapie war dieser Effekt statistisch nicht signifikant. Das überraschte uns insofern, als Phase-II-Studien für die Patienten in vielen Bereichen klare Verbesserungen zeigten", kommentiert Michael Krainer von der MedUni Wien die Ergebnisse.

Bessere Studien, genauere Ergebnisse

Cabozantinib ist ein oral einzunehmender Hemmstoff bestimmter zellulärer Signalwege, die im engen Zusammenhang mit der Entwicklung und dem Fortschreiten von Prostatakrebs stehen. Erste klinische Studien zeigten, dass sich die Einnahme von Cabozantinib positiv auf den Krankheitsverlauf von Prostatakrebspatienten auswirkte. Konkret: Die progressionsfreie Überlebenszeit der Patienten verlängerte sich, gleichzeitig stieg auch die Lebensqualität der Patienten.

"Nach diesen vielversprechenden Ergebnissen entschieden wir uns, in der anschließenden randomisierten Phase-3-Studie mit über 1.000 Patienten das Gesamtüberleben zu erfassen", erklärt Krainer. "Zur Bestimmung dieses Endpunkts werden deutlich mehr Patienten und viel längere Zeiten benötigt als für die vorhergehenden Studien."

Unerwartetes Ergebnis

Ausgewählt wurden insbesondere Patienten mit metastasierendem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom, die bereits Knochenmetastasen hatten. Dass in dieser Gruppe trotz der zuvor gemessenen Vorteile keine wesentliche Verbesserung des Gesamtüberlebens beobachtet werden konnte, war für die Forscher unerwartet.

Schließlich stand der Wirkstoff auch mit einer Reduktion zirkulierender Tumorzellen, einer Verbesserung knochenassoziierter Laborparameter und vermindertem Vorkommen von Skelett assoziierten Problemen in Verbindung. "Ein signifikantes Ansprechen der Konzentration des 'Prostataspezifischen Antigens' gab es allerdings nicht", so Krainer.

Sechsthäufigste Todesursache bei Männern

Prostatakrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebsart und unter Männern weltweit die sechshäufigste Todesursache aller Krebsarten. Jedes Jahr erhalten rund 670.000 Männern die Diagnose "Prostatakrebs". Die höchsten Erkrankungsraten sind in West- und Nordeuropa, den USA, Australien und Neuseeland zu verzeichnen. (red, 12.7.2016)