"Wos wüst?"

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Ein typischer Tag des durchschnittlichen Wieners besteht wohl zu einem großen Teil aus Schimpfen.

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Kaum jemand kann sich so leidenschaftlich schön aufregen wie der Wiener. Nicht selten wird man in Wien mit einem gepflegten "'s is'", "Wos wüst" oder einem "Los mi augland" begrüßt. Das beendet sofort jede weitere Kommunikation.

Der Wiener hat das Talent zum Granteln und findet auch genug Anlässe dafür: die Bürokratie, das Parkpickerl, die Touristen, der Opernball, die Arbeit, Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, Öffis – der Verkehr im Allgemeinen – und vor allem die Tangente, die Jahreszeiten und die Mariahilfer Straße sowieso.

Der Ursprung des Grants

Überlieferungen zufolge stammt der Grant von den spanischen Habsburger-Granden, die mit mürrischer Miene durch das winterliche Wien flanierten und sich nach dem sommerlichen Spanien sehnten. Daraufhin tuschelten die Wiener hinter ihrem Rücken: "Die schauen aber grandig drein" – und machten sich deren Missmutigkeit womöglich zu eigen.

Vielleicht ist der Grant aber auch nur eine Besonderheit des Wiener Schmähs, denn ein "Geh bitte" kann auch freundlich gemeint sein, je nach Betonung. Man liebt oder hasst es, aber leugnen fällt schwer, denn auf Wienerisch zu granteln ist für manche sogar "die beste Art, sich zu beschweren". Auch in Musik lässt sich der Grant verwandeln, wie vom Wiener Beschwerdechor, oder er dient der Inspiration, etwa für den Nino aus Wien. Was wäre das Leben in Wien, wenn man dem Sudern keinen freien Lauf lassen würde? Danach ist es ja eh auch wieder gut.

Wie stehen Sie zum Wiener Suderantentum?

So, "es oiden Grantscherm", wie stehen Sie zu dieser Besonderheit des Wiener Charmes? Sind Sie leidenschaftliche Suderanten oder gehen Ihnen Grantige auf die Nerven? Welche Erfahrungen haben Sie mit "Grantscherm" oder mit Ihrem Wiener Grant im Ausland gemacht? Lassen Sie uns an Ihren grantigsten Momenten teilhaben – hier können Sie gepflegt sudern. (luh, 23.8.2016)