Der neue Trainer in Ried: Christian Benbennek.

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Fels in der Brandung: Der 28-jährige Thomas Reifeltshammer (re.).

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Ried/Wien – Bei der SV Ried träumt man nicht von warmen Eislutschern. Zum elften Mal in Folge sind die Oberösterreicher im Fußballoberhaus vertreten. Das Dutzend soll vollgemacht werden, der Abstieg kein Thema sein. Alles wie immer. Und doch auch nicht. Mit Christian Benbennek wurde ein neuer Trainer verpflichtet.

Das erste persönliche Gespräch des 43-jährigen Deutschen mit Manager Stefan Reiter dauerte acht Stunden. Kann man überhaupt so lange über Ried reden? "Wir hätten noch länger plaudern können. Dazwischen sind wir auch gemeinsam etwas essen gegangen. Es hat einfach gepasst", sagt Benbennek im Gespräch mit dem STANDARD.

Benbennek ist in Österreich nicht bekannt und galt auch in Ried als Plan B. Plan A wäre ein gestandener Trainer aus Österreich gewesen. Mit Skepsis wurde Benbennek bisher aber nicht begegnet. Der Name ist wurscht, findet er. "Du kannst die Mannschaft nur erreichen, wenn deine Arbeit gut ist. Die Spieler müssen mich überzeugen, ich aber auch sie." An Erfahrung mangle es ihm nicht, "ich bin seit 15 Jahren Trainer".

Unauffällige Vita

Große Vereinsnamen fehlen in Benbenneks Trainerlaufbahn. Er betreute die U19 des VfL Wolfsburg. Danach ging es über Braunschweig, Babelsberg und Havelse zum deutschen Viertligisten Alemannia Aachen. Dort wurde der Mann aus der Lüneburger Heide nach nur sechs Monaten entlassen. Die lokalen Medien schrieben von einem Spielerputsch gegen den Trainer. "Wir hatten den besten Saisonstart seit 58 Jahren. Und dann hieß es, die Mannschaft konnte von Beginn an nicht mit dem Trainer. Das war kein Putsch, sondern ein Politikum." In Ried herrscht Ruhe im Vereinsumfeld, fast Stille. Benbennek hat ein Berufsethos und fragte sich damals: "Möchte ich den geraden Weg gehen oder nicht?"

"Benbennek wurde in Aachen übel mitgespielt. Ich werde dafür sorgen, dass das in Ried nicht passiert", sagt Reiter. Im Nachhinein wurden dem neuen Ried-Trainer gar ehemalige Spieler aus Aachen angeboten. Der lehnte dankend ab. Die Rieder Mannschaft ist intakt, mit Goalie Thomas Gebauer, Verteidiger Thomas Reifeltshammer und Mittelfeldmann Dieter Elsneg blieben Führungsspieler erhalten.

Letzter in der Auswärtstabelle

Einen eigenen Trainerstab bringt Benbennek nicht mit. Das Budget in Ried beschränkt sich auf knapp fünf Millionen Euro, da sind Extrawünsche fehl am Platz. "Favoriten auf die Meisterschaft sind andere, wir wollen für jeden Gegner einen guten Plan in der Hand haben."

Pech hatte Benbennek in seiner Trainerkarriere bisher insofern, als er immer einem Trainer nachfolgte, der "brutal viel Erfolg hatte". "Jetzt beerbe ich hier mit Paul Gludovatz eine Legende in Ried. Ich habe nicht vor, alles umzukrempeln. Ich möchte, dass sich die Mannschaft in ihrem System wohlfühlt, aber auch das Beste herausholt."

In der vergangenen Saison landete Ried mit 42 Punkten auf Platz sieben, die Auswärtstabelle liest sich wie ein schlechter Scherz. "Verbessern wir uns hier um 50 Prozent, haben wir ein großes Ziel erreicht", sagt der Trainer. Den Oberösterreichern wird seit Jahren nachgesagt, eine graue Maus zu sein. Trotz "Wahnsinnserfolgen" (Reiter): zweimal Cupsieger, einmal Vizemeister. Ried in der Bundesliga? "Das ist und bleibt ein Geschenk für eine Stadt mit 12.000 Einwohnern."

Die Rieder Fußballer werden auch Wikinger genannt. Dass ihre Fans das isländische Anfeuerungsritual "Húh" so unverschämt fladern wie die Franzosen bei der EURO, sollte nicht passieren. Es würde auch nicht so auffallen. Das stakkatoartige "Húh" samt synchronem Klatschen wird erst in der Masse richtig laut. Zu den Rieder Spielen kamen in der vergangenen Saison im Schnitt nur noch 4.032 Zuschauer. Das liegt wohl nicht nur am Wetter. "Wir wollen begeistern. Dann kommen auch wieder mehr Zuschauer."

Zum Saisonauftakt geht es am 23. Juli nach Hütteldorf, ins neue Rapid-Stadion. Benbennek: "Wer dort Favorit ist, brauche ich Ihnen aber wohl nicht zu erklären." (Florian Vetter, 13.7.2016)