Die Wiener Linien hätten die Kosten für den Aufzugsbau übernehmen müssen.

Foto: Wiener Linien / Johannes Zinner

Wien – Ursprünglich ist er angekündigt worden, nun soll er doch nicht kommen: ein zweiter Lift am Stephansplatz, der von dort zur U-Bahn-Station führt. Grund dafür ist laut Tageszeitung "Die Presse", dass er den Wiener Linien zu teuer ist. Nun schaltet sich die Volksanwaltschaft in der Causa ein und will im Rahmen eines amtswegigen Prüfverfahrens "alle Hintergründe" durchleuchten.

"Für die Volksanwaltschaft ist es inakzeptabel, dass im Zuge der Platzsanierung vor dem Stephansdom, die meistfrequentierte U-Bahn-Station Wiens nicht ausreichend barrierefrei ausgestattet wird", hieß es in der Presseaussendung der Volksanwaltschaft am Mittwoch. Volksanwalt Günter Kräuter (SPÖ) will diesbezüglich mit der Stadt Wien und den Wiener Linien Kontakt aufnehmen. "Es darf nicht sein, dass bestimmte Personengruppen – im Gegensatz zu den mehr als 200.000 Menschen, die täglich den Verkehrsknotenpunkt in Anspruch nehmen – lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen", ärgerte er sich.

Aufwendiger Einbau

Der zweite Lift hätte im Rahmen der Sanierungsarbeiten am Stephansplatz errichtet werden sollen, wie der SPÖ-Rathausklub im März via Aussendung in Aussicht stellte. Doch die Kosten dafür hätten die Wiener Linien tragen müssen. "Aufgrund der speziellen Gegebenheiten auf dem Platz ist der Einbau eines zweiten Lifts technisch sehr aufwendig und darum teuer – uns zu teuer", zitierte die "Presse" einen Verkehrsbetriebe-Sprecher. Prinzipiell sei die Station barrierefrei.

Verärgert über das Aus zeigte sich auch City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP), ein vehementer Befürworter des Liftes. "Kostenpunkt für diesen Aufzug sind etwa zwei Millionen Euro. Zwei Millionen, die wir uns offensichtlich nicht leisten können. Denn die Stadt Wien und die Wiener Linien betreiben ausschließlich eine Verzögerungs- und Verschleppungstaktik", kritisierte Figl gegenüber der APA. Bei 528 Millionen Neuverschuldung im Jahr 2016 "ist die Ausrede auf 'zu hohe Kosten' geradezu lächerlich".

Der Bezirk würde beim Lifteinbau ebenso wie auch beim Umbau des Stephansplatzes zehn Prozent der Kosten tragen. Ein finanzieller Alleingang für die Innere Stadt sei bei einem Jahresbudget von 3,7 Millionen Euro nicht möglich, hieß es.

Jahrelanger Aufgrabungsstopp

Die Zeit für ein mögliches Umdenken drängt allerdings: Denn im August werde die Generalsanierung des Stephansplatzes endgültig freigegeben werden, so Figl. Nach den Bauarbeiten werde zehn Jahre lang ein Aufgrabungsstopp verhängt. "Damit ist klar: Entweder die Stadt Wien und die Wiener Linien stehen zu ihren Zusagen und geben zwei Millionen für diese wirklich essenzielle Investition in die Innere Stadt frei oder wir können uns für immer vom Traum eines zweiten Liftes verabschieden", so Figl.

Auch die Neos zeigten sich über das Aus für den geplanten Lift empört und kritisierten Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). "Für die Öffentlichkeitsarbeit zur Umgestaltung des Platzes hat die Stadträtin aber locker 250.000 Euro an Steuergeld übrig. Es wäre dringend notwendig im Sinne der Barrierefreiheit für alle das Geld in einen zweiten Lift zu stecken, anstatt es für Werbemaßnahmen aus dem Fenster zu schmeißen", ärgerte sich Sozialsprecher Markus Ornig in einer Aussendung. Die pinke Rathaus-Opposition forderte die rot-grüne Stadtregierung auf, ihr Versprechen zu halten und sich für den Einbau des Lifts einzusetzen. (APA, 13.7.2016)