Der überflutete Bereich vor dem Seminarhotel Schloss Hernstein in Niederösterreich.

Foto: APA/STEFAN SCHNEIDER

Wien/Klagenfurt – Zahlreiche Feuerwehren in Mittelkärnten sind am Mittwochnachmittag nach Unwettern im Großeinsatz gestanden. Wie die Landesalarm- und Warnzentrale auf APA-Anfrage mitteilte, verzeichnete man rund 70 Einsätze von 35 Feuerwehren. Im Drautal mussten Häuser nach einem Murenabgang evakuiert werden.

Von Unwettern betroffen waren vor allem die Bezirke Spittal, Feldkirchen und St. Veit, aber auch Völkermarkt und Wolfsberg. Die Einsatz-Szenarien der Feuerwehren reichten dabei von der Beseitigung von umgestürzten Bäumen bis hin zum Auspumpen von überschwemmten Kellern. Auch einige Bäche traten über die Ufer. Wegen beschädigter Stromleitungen waren am Nachmittag zahlreiche Haushalte ohne Strom.

Nachdem in der Gemeinde Irschen im Drautal schon am Dienstag eine Mure abgegangen war, mussten die direkt betroffenen Häuser am Mittwoch evakuiert werden, teilte die Polizei in einer Aussendung mit – laut Medienberichten handelte es sich dabei um zwei Gebäude. Auch ein Campingplatz war nach dem Murenabgang gefährdet. Die Evakuierungen und die Sperre von einigen Gemeindestraßen wurden mit der kritischen Wetterlage begründet. In Irschen waren den Mittwoch über etwa 50 Feuerwehrleute mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Gewitter seit Dienstag

Heftige Unwetter haben von Dienstag an in Österreich schwere Schäden verursacht und zahlreiche Feuerwehreinsätze notwendig gemacht. Die Unwetterfront vom Dienstag hielt allein in der Steiermark rund 1.500 Feuerwehrleute mit überfluteten Straßen, Kellern und beschädigten Dächern in Atem. Die Hagelversicherung bezifferte den Schaden in der steirischen Landwirtschaft mit 3,3 Millionen Euro.

Knapp 7.300 Hektar Agrarfläche wurden in den Bezirken Weiz, Hartberg-Fürstenfeld und Graz-Umgebung beschädigt. Neben diesen drei Bezirken waren an die Einsatzkräfte vor allem noch in Liezen, Bruck/Mur und Mürzzuschlag im Einsatz. Die südlichen Landesteile blieben von Starkregen, Windböen, Hagel und darauf folgende Murenabgänge und Überschwemmungen verschont.

Im Burgenland haben die Unwetter mehr als 100 Einsätze von 30 Feuerwehren zur Folge gehabt. Besonders stark betroffen waren die Gemeinden Stinatz (Bezirk Güssing) und Litzelsdorf (Bezirk Oberwart), teilte die Landessicherheitszentrale auf Anfrage mit. Primär seien die Unwetter im Süden niedergegangen, sagte ein Sprecher.

Dächer seien abgedeckt oder durch Hagel zerstört worden. Stromunterbrechungen habe es ebenfalls gegeben. Die Unwetter führten auch im Südburgenland (Bezirk Oberwart) auf einer Fläche von mehr als 2.700 Hektar zu Schäden an Acker- und Weinkulturen mit einer Schadenssumme von insgesamt 700.000 Euro.

In Oberösterreich standen seit dem Abend 1.500 Helfer im Einsatz. Neben dem Großraum Linz und Steyr sowie Kirchdorf war das Innere Salzkammergut massiv betroffen. Am stärksten erwischt hat es Bad Ischl. Laut Feuerwehr, die allein dort zu 115 Einsätzen gerufen wurde, glich die Kaiserstadt "einem Schlachtfeld". In Bad Ischl mussten sich die Helfer zu den Einsatzorten erst einmal durchkämpfen. Weil der Regen so stark war, die Straßen überflutet oder von Bäumen blockiert, gab es kaum ein Weiterkommen mit Fahrzeugen.

In Niederösterreich war der gesamte Bezirk Amstetten massiv betroffen. Starkregen setzte Garagen und Keller bis zu einem Meter unter Wasser, schilderte der Feuerwehrsprecher Franz Resperger. 80 Notfälle wurden registriert. Die heftigen Regenfälle breiteten sich auch auf die Bezirke Melk und St. Pölten aus. Mit Stand 22.00 Uhr hielt die Feuerwehr bei insgesamt 220 Einsätzen. Von Unwettern betroffen waren bereits am Nachmittag die Bezirke Neunkirchen, Wiener Neustadt und Mödling.

Die heftigen Unwetter haben auch am Flughafen Wien in Schwechat zu Umleitungen, Verspätungen und Annullierungen geführt. 30 Flüge der AUA mussten gestrichen werden. Der Starkwind und die Blitze führten dazu teilweise stark eingeschränkt oder kurzzeitig unterbrochen werden musste, sagte Flughafensprecher Peter Kleemann am Mittwoch der APA. Von den Folgen dieser Störungen im Flugbetrieb waren rund 3.500 Passagiere betroffen, von denen rund 400 die Nacht am Flughafen verbrachten. Vermehrte Einsätze, jedoch kaum Schäden gab es in Wien selbst.

In Salzburg führte eine Gewitterzelle mit Sturmböen bis über 100 km/h und heftige Regenfälle wie schon am Tag zuvor auch am Dienstagabend zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Betroffen von dem Unwetter waren hier vor allem der Pinzgau, der Tennengau, die Stadt Salzburg und der Flachgau. 32 Feuerwehren waren am Abend im Einsatz.

Fast 68.000 Blitzentladungen wurden vom ALDIS (Austrian Lightning Detection and Information System) gestern, Dienstag, österreichweit registriert. Rund zehn Prozent davon sind auch im Boden einschlagen, beim Rest handelt es sich um die häufigeren Luftblitze. Am Mittwoch gab die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) auch die Niederschlagsmengen der vergangenen 24 Stunden bekannt. An zehn Messstellen hat es dabei mehr als 50 Millimeter geregnet, am meisten dabei im steirischen Frohnleiten mit 76,7 Millimeter.

Die extremen Wetterverhältnisse, die bereits am Montag mit heftige Wärmegewittern zu Überflutungen und Murenabgängen führten, dauern an. Für den Verlauf des Mittwoch wurden vonseiten der ZAMG weitere Regenschauer erwartet, die ab dem Nachmittag das ganze Land betreffen würden. Die Unwettergefahr blieb weiterhin bestehen, vor allem im Südosten wurden kräftige Gewitter und strichweise Hagel erwartet. (APA, 13.7.2016)