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Das System sei zweitrangig, "wichtig ist, dass wir wieder um den Titel mitspielen", sagt Antonio Conte.

Foto: Reuters / Andrew Couldridge Livepic

London/München – Dunkler Anzug, schmale, dunkelblaue Krawatte: Als Antonio Conte am Donnerstagnachmittag an der Stamford Bridge leicht verspätet seinen Dienst beim FC Chelsea antrat, sah er noch ganz wie der italienische Nationaltrainer aus, der er ja bis vor wenigen Tagen war. Erst als Conte zu reden begann, war klar, dass sich der 46-Jährige mit Haut und Haaren seiner neuen, anspruchsvollen Aufgabe verschrieben hat. "Good afternoon, everyone", begann er seine Ausführungen in gutem Englisch, aber mit starkem italienischem Akzent.

Conte stellte sich als bescheidener Winnertyp vor. "Ich bin ein Arbeiter. Ich mag es, zu arbeiten, weil es der einzige Weg zum Erfolg ist, den ich kenne", sagte der neue Teammanager der Blues. Ein Trainer sei "wie ein Schneider: Du musst den besten Anzug für die Spieler machen, einen, der ihnen passt." Das System sei dabei zweitrangig, "wichtig ist, dass wir wieder um den Titel mitspielen." Die vergangene Saison schloss Chelsea in der Premier League mit dem indiskutablen zehnten Rang ab.

"So bin ich eben"

Für den Erfolg brauche es "Leidenschaft und gute Organisation", betonte Conte. Leidenschaft, "passion", dieses Wort fiel immer wieder in seinen Ausführungen. "So bin ich eben", sagte er über seine spätestens seit der EM berühmten Ausbrüche an der Seitenlinie, "ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, aber ich bin sehr leidenschaftlich, wenn es um Fußball geht. Diese Leidenschaft möchte ich auf meine Spieler übertragen."

Conte lächelte viel, vor seinen Antworten gönnte er sich meist eine kurze Denkpause. Sein Auftritt hatte nichts von der berühmt-berüchtigten Arroganz seines Vorvorgängers José Mourinho. Es sei "eine große Ehre" für ihn, dieses "neue Kapitel meines Lebens, meiner Karriere, für mich und meine Familie" aufschlagen zu dürfen, meinte Conte.

Ob er sich nicht auch, wie Mourinho, als "Special One" sehe? "Ich bin nicht sehr gut darin, mir einen Namen zu geben. Ich hoffe, dass Sie mir einen geben – einen guten, keinen schlechten", sagte Conte und lachte.

"Ich wurde mit Druck geboren"

Schon in den ersten Trainingseinheiten seit seinem Amtsantritt am Mittwoch habe er festgestellt, dass die Mannschaft um Kapitän John Terry "die richtige Einstellung und den Willen mitbringt, für dieses Trikot und um den Titel zu kämpfen", meinte Conte, der beim Champions-League-Sieger von 2012 einen Dreijahresvertrag unterschrieb. Dass für Klubboss Roman Abramowitsch nur Pokale zählen, sei kein Problem. "Der Druck ist nicht wichtig, ich wurde mit Druck geboren. Ich denke, dass ich meine Spieler sehr viel weiterbringen kann."

Sein erstes Spiel mit Chelsea bestreitet Conte am Samstag bei Rapid Wien. Im Hintergrund treibt er die Kaderplanung voran. Englische Medien berichten von einem Angebot für den französischen Nationalspieler N'Golo Kanté von Meister Leicester City in Höhe von umgerechnet 32,3 Millionen Euro (27 Millionen Pfund).

Für Stürmer Michy Batshuayi (Olympique Marseille) hat Chelsea bereits 39 Millionen Euro ausgegeben. Neben Kanté sollen der belgische Nationalspieler Radja Nainggolan (AS Rom) und der spanische Angreifer Álvaro Morata von Real Madrid kommen – damit Contes Chelsea-Anzug richtig sitzt. (sid, 14.7.2016)