Schwächelnde Herzen auf Trab halten: So sahen Herzschrittmacher 2011 aus...

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... so sehen die neuen Modelle vom Medtronic 2016 aus. Die Miniaturisierung schreitet voran.

Der Linzer Kepler Uniklinikum (KUK) ist nach der erstmaligen Implantation des kleinsten Herzschrittmachers der Welt inzwischen weltweit zum Referenzzentrum dieses Systems geworden. Das berichtete es anlässlich der hundertsten Implantation in einer Pressekonferenz am Donnerstag. Derzeit läuft dort die Forschung zur Weiterentwicklung des Systems.

Der weltweit führende Herzschrittmacher-Produzent Medtronic mit Zentrale in Minneapolis in den USA hatte ein Gerät entwickelt, das – kaum größer als eine Vitamintablette – nur noch ein Zehntel der Größe konventioneller Schrittmacher hat und nicht mehr wiegt als eine kleine Geldmünze.

Das Transcatheter Pacing System (TPS) muss nicht mehr wie üblich unter dem Schlüsselbein in eine Gewebetasche unter der Haut eingesetzt werden, sondern konnte unter lokaler Betäubung mit einem biegsamen Katheter über die Oberschenkelvene direkt ins Herz geschoben werden. Damit kommt es ohne Kabelsonden aus, die sonst vom Gerät zum Herzen geführt werden müssen. Mit einem Anker wird es an der Herzwand angebracht, kann bei Bedarf leicht neu positioniert oder ausgewechselt werden. Der Mini-Schrittmacher gibt elektrische Impulse an das Herz ab und sorgt so für eine Beschleunigung der Pumpleistung. Seine Batterie hält zumindest zwölf Jahre.

Kompetition als Treiber

Zur Entscheidung, in welchem Krankenhaus der TPS erstmals einem Patienten eingesetzt werden sollte, lud Medtronic 40 international führende Kardiologen in die Zentrale und ließ sie nach einem Intensivkurs und Übungen am Simulator den Schrittmacher in lebende Schweine einsetzen, schilderte der Vorstand der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin Clemens Steinwender. Anschließend wurden die Fertigkeiten der Implanteure gemeinsam mit den organisatorischen Voraussetzungen und den wissenschaftlichen Aktivitäten ihrer Abteilungen analysiert.

So kam es, dass am 5. Dezember 2013 die weltweit erste Implantation des TPS im Linzer Allgemeinen Krankenhaus – seit Beginn 2016 Teil der Linzer Uniklinik – durchgeführt wurde. Inzwischen wurden dort erfolgreich 100 derartige Eingriffe vorgenommen. Das KUK ist damit weltweit die Abteilung mit den höchsten Fallzahlen. Insgesamt 2.400 Patienten leben aktuell mit dem TPS, darunter einige schwerkranke Kinder, für die dieses Mikrosystem die einzige lebensrettende Chance bedeutet hat.

Die nächste Generation

Das KUK ist eingebunden in die Forschung zur Weiterentwicklung des TPS. Ziel ist ein ebenso kleines Gerät für Patienten, die einen Schrittmacher auch im Vorhof brauchen. Mit anderen Instituten der Kepler Universität soll zudem herausgefunden werden, wie seine Oberfläche auch mit dem Einsatz von Lasern gestaltet werden muss, um ein Einwachsen zu beschleunigen oder zu behindern. Dies wird von der österreichischen Forschungs-Förderungs-Gesellschaft finanziell unterstützt.

Linz gilt darüberhinaus inzwischen weltweit als Referenzzentrum für das Einsetzen von sondenlosen Schrittmachern. So werden auch entsprechende Abteilungen in Europa und im Nahen Osten bei ihren ersten Implantationen unterstützt. Im Auftrag von Medtronic und in Kooperation mit anderen Zentren wurde für die besonderen Anforderungen der Technologie an Ärzte, radiologische Assistenz und Pflege ein eigenes Ausbildungscurriculum zusammengestellt. Seit kurzem werden vom KUK auch spezielle Fortbildungskurse für Ärzte aus ganz Österreich und Europa angeboten. (APA, 15.7.2016)