Krems – Eine Untersuchung der mittelalterlichen Keramikdachziegel der säkularisierten Dominikanerkirche in Krems hat ein bemerkenswertes Ergebnis gebracht: "Es handelt sich um die älteste erhaltene Dachziegeldeckung in Österreich", erklärte Landeskonservator Hermann Fuchsberger. Kanadische Gutachter hätten die Entstehung der Dachziegel um das Jahr 1350 datiert.

Bisher galten Dachziegel aus dem 15. Jahrhundert in der Grazer Altstadt als die ältesten in Österreich. Nach Angaben der Stadt Krems vom Freitag wurde die Kirche im Jahr 1265 fertiggestellt, der Langchor um 1330. Damit sei dessen Bauzeit gleichzusetzen mit dem Alter der Dachziegel. Der Dachstuhl stamme allerdings aus dem Barock. "Möglicherweise hatte man kein Geld für neue Ziegel und musste deswegen die alten wieder verwenden. Meistens war es aber so, dass hochwertige Baumaterialien wiederverwendet wurden", sagte Fuchsberger.

Kanadisches Speziallabor

Die Entdeckung war im Zuge der 2011 gestarteten Generalsanierung des Bauwerks gemacht worden. Zunächst wurden sechs Dachziegel für eine erste grobe Altersbestimmung nach dem Thermolumineszenzverfahren nach Deutschland geschickt. In einem kanadischen Speziallabor wurde dann nochmals über Messung der Radioaktivität der Zeitpunkt der Herstellung eruiert.

Die Dachziegel sind in Zementmörtel eingedeckt. Sie mussten bei der Dachsanierung lediglich gereinigt und neu verfugt werden. Zur Absicherung des Dachs wurden an der Innenseite eine neue Dachlatten-Konstruktion und außen eine Ziegelfang-Einrichtung errichtet. Der gesamte Dachraum wurde zudem taubensicher verschlossen. Für die im Glockenturm lebenden Turmfalken soll aber ein Brutkasten eingebaut werden, den sie trotz der Taubenschutznetze anfliegen können. (APA, 15.7.2016)